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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #529 vom 10.04.2007
Rubrik Kolumne

Sal's Prog Corner #61

Zwei Monate ist die letzte Prog-Corner schon her? O tempora, o mores! Die Prog-Welt nimmt einfach keine Rücksicht auf den Urlaub des Rezensenten. Da muss schleunigst eine Doppel-Ausgabe her, oder besser noch: Zwei Ausgaben kurz hintereinander. Und weil es sich so hübsch anbietet, sortieren wir die Neuerscheinungen: Die Guten ins Töpfchen, respektive Osterkörbchen (also in diese Ausgabe #61), die Mittelmäßigen und Schlechten ins Kröpfchen (also in die alsbald folgende Ausgabe #62).
Gerade bei der heutigen Folge ist also viel Gelungenes dabei. Umso mehr wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen: Keep on proggin'. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Bill Brovold & Larval "Surviving Death / Alive Why?"

AvantProg – Einmal im Studio, einmal live: Starkes Doppel aus Detroit
(2CD; Cuneiform)

Mittlerweile firmieren die Detroiter Avantgarde-Progger Larval als Bill Brovold & Larval, vermutlich weil in den wechselnden Besetzungen der Band lediglich der Bandleader Brovold als Konstante auszumachen ist. An ihrem (Un-)Bekanntheitsgrad hierzulande (und übrigens auch anderswo) wird die Namenserweiterung vermutlich nichts ändern. Dabei ist ihr nun erschienenes Doppelalbum "Surviving Death / Alive Why?" wirklich eines der interessantesten und gelungensten Instrumental-Alben des Jahres.
Eigentlich handelt es sich bei der fünften Veröffentlichung Larvals um das neue Studioalbum "Surviving Death" und eine umfangreiche Bonus-Live-CD "Alive Why?" mit Aufnahmen der Jahre 1999-2006, doch genau diese 'Zugabe' hat es in sich: Die offensichtliche Stärke der Band, die Brovold auf dem Studio-Album nur andeutet und immer wieder durch ruhigere, kontemplativere Momente unterbricht, wird bei den Live-Aufnahmen noch einen Tick überzeugender dargeboten: Druckvoller, düsterer, aggressiver und schräger Progressive Rock, rhythmisch akzentuiert und durch zahllose Bläser voll und satt im Klang.
Wer mit den aggressiven King Crimson der 1970er Jahre und den neueren Postrock-Bands wie Godspeed You Black Emperor! etwas anfangen kann, der sollte bei (Bill Brovold and) Larval genau richtig liegen. [sal: @@@@]


Pure Reason Revolution "The Dark Third"

(New) Artrock/Psychedelic Rock – The Bright Ambassadors Of Morning
(CD, 2CD; InsideOut)

Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf, einen großen Teil davon verbringen wir wiederum mit Träumen. Wird da ein Konzeptalbum rund um das Thema Schlaf und Traum nicht verschlafen oder verkopft wirken, vor allem wenn sich die Band nach Kants "Kritik der reinen Vernunft" (engl.: "Critique of Pure Reason") benennt?
Das englische Quartett Pure Reason Revolution beweist das Gegenteil und legt mit "The Dark Third" ein Debüt-Album vor, das die verknöcherten Ansichten über Artrock und Psychedelischen Rock ad acta legt, die ehrwürdigen Genres kräftig entstaubt und ins 21. Jahrhundert katapultiert. So locker, so leicht und dennoch so vielschichtig wurde schon lange nicht mehr in der Szene debütiert. Starkes Plus der Formation ist ihr mehrstimmiger Gesang ('The Mamas and the Papas' des Prog?). Ihre vielschichtigen und ohrwurmhaften Kompositionen haben sie zu einem druckvollen und unverkrampften Konzeptalbum (sic! Wann gab es denn sowas!) zusammengefügt, in einem swingenden Sound, der die Gegensätze von Muse, Archive, Porcupine Tree und Pink Floyd vereint. Ich bin sicher, dass "The Dark Third" am Ende des Jahres unter den besten Alben genannt werden wird.
Nachdem das Album in verschiedenen Aufmachungen in den USA und GB erschienen ist, ist die deutsche Erstauflage mit einer Bonus-CD mit teilweise unveröffentlichten Stücken versehen. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Steve Thorne "Part Two: Emotional Creatures"

Singer-Songwriter meets Prog – Steve Thornes Zweitling
(CD; Giant Electric Pea)

2005 überraschte der Singer/Songwriter Steve Thorne die Prog-Gemeinde mit seinem Debütalbum "Emotional Creatures Part One", das eine so bis dato ungehörte Mischung aus Songwriting und Progressive Rock bot. Folgerichtig wurde der Engländer von einer Schar arrivierter Musiker der Szene lanciert, die ihn zum Teil auch bei dem nun erschienenen zweiten Teil seiner "Gefühlsbetonten Geschöpfe" unterstützen: Tony Levin (King Crimson, Peter Gabriel), Geoffrey Downes (Asia, ex-Buggles, ex-Yes), Nick D'Virgilio (Spock's Beard) und nun auch John Mitchell (Arena), Pete Trewavas (Marillion), Gavin Harrison (Porcupine Tree) u.a.. Wie schon beim Debüt "Emotional Creatures: Part One" ist auf "Part Two: Emotional Creatures" (sic! Man beachte die verdrehte Syntax!) nicht die Gastriege das wirklich entscheidende, obwohl die einzelnen Musiker mit ihren individuellen Stärken auf dem zweiten Album besser zur Geltung kommen. Es ist wiederum Thornes exzellentes Songwriting und sein variabler, manchmal an den jungen Fish erinnernde Gesang. Dieser zweite Teil ist keine Revolution (Wer hätte das auch erwartet?), sondern eher eine sanfte Weiterentwicklung, in der Thorne nun mehr Prog-Elemente in seine Musik eingebaut hat.
Beim ersten Durchlauf hätte ich Thornes Zweitling eine Idee schwächer als sein Debüt eingeschätzt, vielleicht weil mir der Überraschungseffekt fehlte, doch das Album wuchs mit jedem Hören: Das verflixte zweite Album hat Thorne mit Bravour gemeistert. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Carptree "Insekt"

Quelle: http://www.carptree.com/

Symphonischer Prog/Artpop – besser denn je
(CD; Fosfor)

So schnell kann das gehen: Trotz vieler Vorschusslorbeeren hat es für ein Verbleiben beim Proglabel-Platzhirsch InsideOut nach dem dritten Album "Man Made Machine" nicht gereicht. Das vierte Album des schwedischen Duos Carptree erscheint nun wieder auf dem bandeigenen Label. Der Musik des Multi-Instrumentalisten Carl Westholm und des Sängers Niclas Flinck und ihrer zahlreichen Mitstreiter hat dies freilich keinen Abbruch getan.
Frei von den Markt-Erwartungen eines 'großen' Labels haben die beiden mit "Insekt" ihr düsterstes und bombastischstes Album bis dato aufgenommen. Das Symphonische des Vorgängeralbums haben die beiden beibehalten und sogar noch ausgebaut, doch dieses Mal fehlen die leise-ironischen Untertöne, die leichten-lockeren Melodien. Stattdessen besticht das Album durch eine düstere, typisch skandinavische Grundstimmung und ausladende Kompositionen. Wie immer steht Flincks ausdrucksstarke Stimme im Vordergrund, doch wird sie von den vielschichtigen Arrangements gut in Szene gesetzt. Vom (zu) Keyboard-lastigen Neoprog und Artpop früherer Alben ist nicht mehr viel übrig geblieben, doch diese neuen, 'erwachsenen' Carptree gefallen mir besser denn je: "Insekt" läutet ein neues Kapitel der Band ein und ist ihr bisher bestes Album. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Genesis "Box Set 1976-1982"

Progressive Rock/Artrock/Pop – Die Metamorphose der Band, technisch auf den neuesten Stand gebracht (1976-1982)
(6SACD+6DVD; Virgin)

Machen wir es kurz: Diese Box ist für jeden Genesis-Fan unverzichtbar. Sie dokumentiert in exzellentem Klang und mit reichlich Bonus-Material (vor allem Videos) den Weg nach dem Ausscheiden des Frontmanns Peter Gabriel, von der theatralischen Progressive Rockband zur Pop-orientierten, massenkompatiblen Charts-Band der 1980er und 1990er. Die Alben der 'mittleren Phase' (die ersten beiden noch mit Gitarrist Steve Hackett) tragen nicht nur in ihrer Abfolge, sondern spätestens seit "And Then There Were Three..." (1978) auch in sich selbst den Widerspruch zwischen anspruchsvoller Rockmusik und gefälliger Chartsmusik. Doch was damals vielen Rock-Puristen als geradezu 'blasphemisch' erschien, wirkt im Rückblick deutlich konsistenter. Auch nach über einem Vierteljahrhundert sind Neu-Entdeckungen und Neu-Bewertungen nicht ausgeschlossen, zumal alle Alben deutlich durch sorgfältiges Remastering und Mixing profitieren.
Um es auf einen Nenner zu bringen: Man hört jedes Instrument besser und transparenter. Kaum ein Back-Katalog einer anderen Rockband liegt nun liebevoller und klanglich überzeugender aufbereitet vor.
Selbstverständlich sind die Alben "A Trick Of The Tail" (1976), "Wind And Wuthering" (1977), "And Then There Were Three..." (1978), "Duke" (1980) und "Abacab" (1981) auch einzeln als SACD+DVD erhältlich. Das heimliche Highlight der Box, nämlich eine SACD mit rarer Ware und einer DVD mit weiteren Bonus-Filmen, bleibt freilich den Käufern der Box vorbehalten. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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