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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #488 vom 12.06.2006
Rubrik Feature

Amadé - 250 Jahre Mozart #4

Famous portrait of W. A. Mozart, Wolfgang Amadeus Mozart, http://commons.wikimedia.org

Wolfgang Amadeus Mozart (*27.1.1756 in Salzburg; †5.12.1791 in Wien) war eher ein stiller Erneuerer der Musik als ein vorpreschender Revolutionär. Als musikalisch überaus gebildeter Mensch bezog er Inspiration und Techniken aus der gesamten Musikgeschichte, um sie zu etwas Neuem zu evolutionieren.
Allein auf dem Gebiet der Oper sind seine revolutionären Verdienste unumstritten. Über 20 Opern hat Mozart zwischen 1767 und 1791 geschrieben, einige davon blieben unvollendet. Zu den wichtigsten Opern gehören, neben der populären "Zauberflöte" (1791, KV 620), auch der Tryptychon der sogenannten Da Ponte-Opern "Le nozze di Figaro" (1786, KV 492), "Don Giovanni" (1787, KV 527) und "Così fan tutte" (1790, KV 588), benannt nach dem Librettisten Lorenzo da Ponte (1749-1838). Die heutige Ausgabe von Amadé konzentriert sich auf historisch wichtige und empfehlenswerte Einspielungen dieser vier bahnbrechenden Werke der Opernliteratur unter besonderer Berücksichtigung der 'Wiener' Aufnahmen der 1950er Jahre. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Chor der Wiener Staatsoper · Wiener Philharmoniker, Erich Kleiber "Le nozze di Figaro"

Klassik – Legendäre Aufnahme des "Figaro" (1955)
(3CD; Documents)

Seit ihrem Erscheinen 1955 gilt diese Einspielung der "Nozze di Figaro", KV 492 (dt. "Figaros Hochzeit") von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) als Referenzaufnahme unter vielen exzellenten Veröffentlichungen dieser Oper. Der Glücksfall der Wiener Philharmoniker unter Erich Kleiber zusammen mit den herausragenden Solisten Lisa della Casa, Cesare Siepi und Hilde Gueden überzeugt auch noch 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung. Vor allem die beiden Sopranistinnen betören durch den honigsüßen Klang ihrer Stimmen. Sie unterstreichen mit ihrem verführerischen Timbre den ironischen und erotischen Charakter der Oper. Dazu kommt der makellose und typisch weiche Klang der Wiener Philharmoniker unter Kleiber, der dem verspielten Charakter der Partitur entgegenkommt. Der starke Figaro Cesare Siepi rundet das stimmige Gesamtkonzept dieser Aufnahme ab.
Natürlicher und beschwingter, betörender und leichter kann man sich den Figaro schlichtweg nicht vorstellen. Das 24Bit/96kHz-High-End-Mastering der vorliegenden Wiederveröffentlichung wertet die ohnehin schon hervorragend klingenden Aufnahmen noch einmal auf: Unverzichtbar! [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Chor der Wiener Staatsoper · Wiener Philharmoniker, Herbert von Karajan "Le nozze di Figaro"

Klassik – Karajan und die Wiener: Grundstein einer Legende (1950)
(2CD; EMI Classics)

Leider fehlen bei dieser Einspielung der "Nozze di Figaro" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) unter Herbert von Karajan und seinen Wiener Philharmonikern alle Rezitative und zwei Arien. Sie wurden 1950 schlichtweg nicht aufgenommen; eine Unsitte, die damals häufiger bei Aufnahmen vorkam und die bei einer Gesamteinspielung heute undenkbar ist. Streng genommen handelt es sich also bei dieser Doppel-CD um einen erweiterten Querschnitt: Der ist allerdings wirklich hörenswert, gerade wenn man mit dem nicht immer gelungenem Spätwerk von Karajan so seine Probleme hat. Das geradezu spektakuläre an dieser Aufnahme ist nämlich genau er, Herbert von Karajan, der sowohl die Sänger (kein Gesangsensemble war seinerzeit besser aufeinander eingestellt als das Wiener mit Erich Kunz, Irmgard Seefried, Elisabeth Schwarzkopf und Sena Jurinac) als auch das Orchester mit furios-jugendlichem Drang zu einer irrwitzigen Darbietung antreibt.
Vieles an dieser Aufnahme wirkt wie ein spontaner Gegenentwurf zur legendären und wohlüberlegten "klassischen" Kleiber-Einspielung, die fünf Jahre später entstand; nichts davon ist minder stringent. Dies ist eine nicht zu ignorierende Meisterleistung aus Karajans ruhmreicher Frühzeit. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Glyndebourne Festival Chorus and Orchestra, Fritz Busch "Don Giovanni"

Klassik – Die erst Gesamteinspielung (1936)
(3CD; Naxos Historical)

Es gibt viele Einspielungen des "Don Giovanni" KV 527 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), aber keine einzige hat sich unumstritten als perfekte (oder nahezu perfekte) Referenzaufnahme durchsetzen können. Mal hapert es am Klang, mal am Können einzelner Akteure, mal spielt das Orchester nicht mit der unbedingt erforderlichen Sorgfalt, mal kommt sie zu schnell, mal zu langsam daher. Dem Kultstatus der Oper hat dies keinen Abbruch getan. Der Don Giovanni erscheint heute noch genauso spannend, genauso rätselhaft und faszinierend wie zu Zeiten seiner Uraufführung 1787.
Unter den zahllosen Aufnahmen des Don Giovanni, genauer gesagt "Il dissoluto punito ossia il Don Giovanni" (dt.: Der bestrafte Wüstling oder Don Juan), gilt auch heute noch die Erstaufnahme aus dem Jahre 1936 als eine der besten. Sicher, trotz der Restaurierung klingen die Mono-Spuren von 1936 im Vergleich zu den High-End-Aufnahmen heutiger Tage bescheiden, doch die Spannung, die Fritz Busch bei seiner Leitung aufbaut und über die gesamte Spielzeit aufrecht erhält, sollte nur selten wiederholt werden. Einen ähnlich spannenden Don Giovanni hört man nur noch bei der klanglich desaströsen Live-Aufnahme von der MET mit Bruno Walter aus dem Jahre 1942. Buschs Don Giovanni ist auch noch nach 80 Jahren ein wichtiger Referenzpunkt in der Rezeption dieser Oper. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / New Philharmonia Orchestra and Chorus, Otto Klemperer "Don Giovanni"

Klassik – Wohlklang und Präzision: Klemperer dirigiert Mozart (1966)
(3CD; EMI Classics)

Ich gebe zu, es ist ein persönliches Urteil, doch kein "Don Giovanni" kommt meiner Meinung nach einer idealen Einspielung näher, als die 1966 entstandene Aufnahme unter Otto Klemperer mit seinem New Philharmonia Orchestra. An seine Leistung reichen die ebenfalls sehr gelungenen Einspielungen von Josef Krips (1955), Carlo Maria Giulini (1959), Nikolaus Harnoncourt (1987) und wohl auch nicht der "historisch korrekte" John Eliot Gardiner (1994) heran; ihnen allen fehlt die dramatische Ausdruckskraft und die psychologische Tiefe der sehr eigenen Klemperer-Interpretation: Die Oper erscheint von der ersten Note an wie ein unumkehrbarer, letzter Gang in das unaufhaltsame Verderben: Weder Don Giovanni selbst, noch Leporello und noch viel weniger seine Gegenspieler können ihn von diesem finalen Schritt in die Hölle abbringen. Das fatale Ende schwingt von der Ouvertüre an mit.
Darüberhinaus ist das Sängerensemble bei dieser Aufnahme exzellent besetzt, gerade bei den so wichtigen männlichen Rollen. Nicolai Ghiaurov ist der letzte wirklich 'große' Don Giovanni für lange Zeit: Boshaft, obsessiv und der eigenen Zügellosigkeit hilflos ausgeliefert. Wichtiger (und seltener) noch: Er erhält mit Nicolai Gedda als Don Ottavio endlich einmal einen ebenbürtigen Gegenspieler. Das Schachspiel mit vorgezeichnetem Ende, das Klemperer hier inszeniert, kann keinen Hörer kalt lassen. [sal: @@@@@]


Wolfgang Amadeus Mozart / Chor der Wiener Staatsoper · Wiener Philharmoniker, Karl Böhm "Così fan tutte"

Klassik – Mozarts unmoralischste Oper, verführerisch dargeboten (1955)
(2CD; Documents)

Ähnlich wie bei der 1955er-Einspielung des "Don Giovanni" macht das exquisite Gesangsensemble dieser ebenfalls 1955 entstandenen Aufnahme der "Così fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) die herausragende Stellung innerhalb der Interpretationen aus. Sicher: Karl Böhm, von dem es nicht weniger als sechs Live-Mitschnitte und zwei Studioproduktionen dieser Oper gibt, dirigiert die Wiener Philharmoniker leichtfüßig, beschwingt und kompetent, doch der eigentliche Star dieser Aufnahme ist Lisa della Casa als alle überstrahlende Fiordiligi, die das exzellente Wiener Mozartensemble an ihrer Seite weiß. Ihre einzigartige Stimme macht aus dieser Aufnahme eine unverzichtbare 'One-Woman-Show', die man einfach gehört haben muss, um zu verstehen, was 'Paraderolle' wirklich bedeuten kann. Das Remastering und der überaus günstige Preis dieser Wiederveröffentlichung sollten die Entscheidung leicht machen. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Chor der Wiener Staatsoper · Wiener Philharmoniker, Herbert von Karajan "Die Zauberflöte"

Klassik – Beispielhafte Zauberflöte von Karajan (1950)
(2CD; Documents)

Ähnlich wie die im selben Jahr erschienene Einspielung der "Nozze di Figaro" vom 'jungen Wilden' Herbert von Karajan (damals gerade einmal 24 Jahre alt) lebt diese spritzige, lockere Einspielung der "Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) von der spontanen und ungestümen Unmittelbarkeit des leidenschaftlichen Dirigats und vom Wiener Mozart-Ensemble, dem wohl kompetentesten und konsistentesten Sängerensemble des 20. Jahrhunderts. Auch über 50 Jahre nach dem Erscheinen überrascht der später so dröge und altbackene Karajan mit Verve und Temperament. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Hungarian Festival Chorus · Failoni Orchestra, Michael Halász "Die Zauberflöte"

Klassik – Ãœberraschende Aufnahme aus Ungarn (1994)
(2CD; Naxos)

Dass eine empfehlenswerte zeitgenössische Aufnahme nicht notwendigerweise von einem teuren Label mit namenhaften Sängern stammen muss, belegt die 1994 erschienene "Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), eingespielt vom ungarischen Failoni Orchester unter Michael Halász mit vorwiegend unbekannten Solisten. Die rundum empfehlenswerte Einspielung hat alles, was man für eine gelungene Zauberflöte braucht: Gute Sänger, die auch in den Rezitativs verständlich bleiben (und im Falle der Königin der Nacht mit Hellen Kwon sogar eine Weltklasse-Sängerin); ein gutes, mozartesk-charmant agierendes Orchester und einen erfahrenden Dirigenten, der auf Mätzchen jeglicher Art verzichtet und die ohrwurmhaften Melodien in dieser immergrünen Oper für sich sprechen, pardon erklingen lässt.
Diese Zauberflöte ist deutlich besser als alle anderen Aufnahmen im selben Preissegment und sogar besser als manche lustlose Veröffentlichung eines Renommier-Labels. Halászs Einspielung bietet viel exzellente Musik für wenig Geld bei ordentlichem Klang. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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