#546 vom 06.08.2007
Rubrik Texte - lesen oder hören
John Wyndham / Giles Cooper "Die Triffids"
Hörspiel – Sie wachsen, sie lernen, sie laufen, sie reden, sie töten, sie sind Blumen des Schreckens
(3CD; Audio Verlag)
Der Engländer John Wyndham gehört zu den Klassikern der Science Fiction Literatur. Vor allem sein Erstling "Die Triffids" und die in den sechziger Jahren entstandenen Romane zählen zu den anerkannten und nach wie vor geschätzten Werken dieses Genres. Seine horrible Öko-Fiction um Gen-Mutationen und das Zurückschlagen der Natur haben mit den Jahrzehnten nichts von ihrer Brisanz verloren. Auch Frank Schätzing ("Der Schwarm") wird Wyndhams Bücher im Schrank stehen haben: "Wem gehört die Erde?" (The Chrysalids), "Kolonie im Meer" (The Kraken Wakes), "Das Dorf der Verdammten" (The Midwich Cuckoos) oder eben "Die Triffids" (The Day Of The Triffids).
»Wenn ein Tag, von dem man eigentlich weiß, es ist ein Mittwoch, sich von Anfang an so anhört wie ein Sonntag, ist irgend etwas faul.« John Wyndham verzichtet bei "Die Triffids" auf die oft gebrauchte Variante einer Bedrohung aus dem All (obwohl das CD-Cover dies suggeriert) und eröffnet seinen Öko-Thriller mit etwas ganz Naheliegendem. Ein wissenschaftliches Gen-Experiment zur Ölgewinnung aus Nutzpflanzen läuft verhängnisvoll aus dem Ruder und die Zuchtexemplare mutieren zu hungrigem Grünzeug. Sie wachsen, sie lernen, sie laufen, sie reden, sie töten, sie sind Blumen des Schreckens. Aus etwas Vegetarischem ist etwas Fleischfressendes geworden. Mobile, hungrige, sich explosionsartig vermehrende Pflanzen greifen den Menschen und seine Zivilisation an. Letztere bricht u.a. an den Folgen eines durch Sporen verursachten Verlusts der Sehkraft fast aller Menschen zusammen. Nur einer kleinen Gruppe, die zufällig ihr Augenlicht behalten und zusammengefunden hat, gelingt ein vorläufiges Überleben.
Wyndhams Einfall mit der Art der Epidemie amüsiert, weil auch in der Gegenwart einem Teil der Menschheit eine gewisse Blindheit gegenüber Eingriffen in natürliche Ökosysteme nicht abgesprochen werden kann. Das Häuflein Mensch geht ein wie welkes Gemüse und ist daran selbst Schuld. Ganz folgerichtig (Hollywood ist woanders) verweigert der Autor daher uns und seiner Story ein echtes Happy End. Und er belässt es nicht beim bloßen Spiel mit dem Schrecken, sondern verweist auch auf die moralische Verantwortung einer oft zu sorglosen und gewinnorientierten Wissenschaft, die jederzeit in der Lage ist das Leben auf der Erde radikal und mit unabsehbaren Folgen für alle seine Bewohner zu verändern.
Wer sich für ernsthafte Öko-Apokalypse und gänzlich undarwinistische, floristische Gegenattaken interessiert, wird hier mit einer intelligenten Story und nachvollziehbar handelnden Protagonisten belohnt. Dafür sorgt nicht zuletzt auch die erstklassige Sprecherriege dieser WDR-Produktion um Hansjörg Felmy, Margot Leonhard, Marlene Riphahn, Raoul Wolfgang Schnell und Walter Jacobs. Holzschnittkameraden wie im bereits erwähnten "Der Schwarm" (der andere Qualitäten besitzt) kommen bei John Wyndham nicht vor.
Pflanzen werden "Die Triffids" lieben. [gw:Â @@@@]
<http://de.wikipedia.org/wiki/John_Wyndham>
<http://www.der-audio-verlag.de/>
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#575: John Wyndham / Carl Dietrich Carls "Kolonie im Meer"> [gw:Â @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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