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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #546 vom 06.08.2007
Rubrik Texte - lesen oder hören

Cormac McCarthy "Die Straße"

Hörbuch – Vater und Sohn kämpfen sich durch Post-Apokalypse. Pulitzer-Preis!
(6CD; Parlando)

Wäre ich gefragt worden, auch ich hätte Cormac McCarthys Buch "Die Straße" (Originaltitel "The Road", 2006) den Pulitzer-Preis verliehen. Der 1933 geborene US-amerikanische Schriftsteller beschreibt die Post-Apokalypse, die seine Generation und heutige Mittdreißiger wohl alle in ihren Kindheitsträumen heimgesucht hat. Denn der Kalte Krieg hat sie uns ins Hirn gehämmert.
Die Welt ist durch eine atomare oder klimatische Katastrophe zerstört. Wenige haben überlebt. Mit Schrotflinten, Äxten oder Knüppeln bewaffnet rotten sie sich zu menschenfressenden Gruppen zusammen. Sie plündern was vorherige Plünderer übersehen haben. Sehr begehrt sind Kinder. Durch dieses Chaos reisen ein Mann und sein noch nicht 10-jähriger Sohn. Ständig auf der Hut vor marodierenden Trupps, schleichen sie sich an mit Totenschädeln bewehrten Forts vorbei, lassen hilflose Alte allein im Schnee hinter sich, werden bestohlen, verletzt, angeschossen, erfrieren fast, sind halb verhungert. Und sie sprechen immer öfter über Selbstmord mit den zwei Kugeln im Revolver des Vaters.
Natürlich ist diese harte Post-Apokalypse etwas für Science-Fiction-Fans, natürlich auch etwas für literarisch Anspruchsvolle. Denn da sind diese verblüffenden Dialoge! So authentisch wie beängstigend. Dialoge machten Cormac McCarthy berühmt. Und hier triebt er sie zur Meisterschaft: Die Zweisamkeit des Vaters mit seinem Sohn reißt uns mit in diese graue, kalte, verschneite, hungernde Welt. Auch, weil Christian 'The Voice' Brückner liest. Der Mann, der Melancholie und Zuversicht in einer einzigen Silbe gleichzeitig auszudrücken vermag.
Glücklicherweise endet "Die Straße" nach fesselnden 462 Minuten auf sechs CDs nicht in völliger Finsternis. Das Leben wird seinen Weg finden, gibt uns McCarthy mit auf unseren Weg.
Natürlich denken wir bei dem Thema Post-Apokalyspse an Filme wie "The Day After" oder "The Day After Tomorrow" oder den Roman und das eben erst als Hörspiel erschienene "Die Triffids" von John Wyndham oder eben an "Krieg der Welten" von H.G. Wells. Aber "Die Straße" ist authentischer als all das. Denn du fühlst dich verhungern, du fühlst dich verfolgt, fühlst dich kauern im Staub der Asche. Daher: Pulitzer-Preis! Wer dies ertragen kann, kann seinen eigenen Alpträumen begegnen... und sie, vielleicht, überwinden. [vw: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a116113


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