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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #575 vom 17.03.2008
Rubrik Texte - lesen oder hören

John Wyndham / Carl Dietrich Carls "Kolonie im Meer"

H̦rspiel РAus den Tiefen des Weltraums in die Tiefe der Tiefsee (1967)
(2CD; Audio-Verlag)

John Wyndhams Science-Fiction-Romane zählen zu den anerkannten Klassikern dieses Genres; seine Öko-Fiction ("The Day Of The Triffids", "Trouble With Lichen", "The Chrysalids") ebenso wie seine Invasionsgeschichten ("The Midwich Cuckoos", "Chocky", "The Kraken Wakes"). Auch Frank Schätzing ("Der Schwarm"), Thomas Thiemeyer ("Magma") oder James Cameron ("The Abyss") dürften Wyndhams Bücher im Schrank haben.
Ähnlich wie "Die Triffids" gründet auch "Kolonie im Meer" (der Originaltitel "The Kraken Wakes" ist eine Referenz an Tennysons Seeungeheuer-Gedicht "The Kraken") auf der Grundthese, dass zwei aufeinandertreffende intelligente Spezies sich unweigerlich einen Kampf liefern würden, den nur eine davon überleben kann. Das von Carl Dietrich Carls bearbeitete Hörspiel "Kolonie im Meer" erzählt in zweieinviertel Stunden von den eskalierenden Phasen einer außerirdischen Invasion, die sich mit unglaublicher Präzision abspult. Die Ankömmlinge sehen in den Planetenbewohnern das was der Mensch im Kabeljau sieht. Kategorien wie gut und böse gibt es nicht. Die Angelegenheit ist eher ein Fall für Darwins Evolutions-Theorie der natürlichen Auslese. Dass allerdings dabei der Mensch selbst ausgelesen werden soll, liegt diesem schwer im Magen.
Alles beginnt mit Feuerbällen, die über den Köpfen des Journalistenehepaares Mike and Phyllis Watson vom Himmel fallen. Die seltsamen Objekte stürzen glühend in die Ozeane; ausnahmslos an den tiefsten Stellen. Dann verschwinden Schiffe spurlos und kurz darauf auch Menschen aus den küstennahen Regionen. Als die Situation vollends aus dem Ruder läuft, da das Militär mit nuklearen Sprengköpfen eine Entscheidung erzwingen will, reagieren die Invasoren zunächst mit künstlichen Tieren aus der Tiefsee als Waffen. In der folgenden Phase schmelzen dann die Eismassen der Pole, der Meeresspiegel steigt, London und andere Städte werden überflutet. Die menschliche Vormachtstellung auf dem Planeten ist ernsthaft bedroht.
"Kolonie im Meer" ist kein bloßes Spiel mit dem Schrecken, sondern eine intelligente Story mit nachvollziehbar handelnden Protagonisten, sowie einem Umfeld aus vergeblich warnenden Wissenschaftlern, militaristischem Aktionismus, sensationslüsterner Presse und zaudernden Politikern. Den fantastischen Elementen stehen realistische Schilderungen menschlichen Verhaltens im Angesicht der Katastrophe gegenüber. Dass das Grauen aus der Tiefe dabei ohne Gesicht bleibt, macht es um so schrecklicher. Unter der Regie von Heinz Dieter Köhler wartet die WDR-Produktion von 1967 mit einer erstklassigen Sprecherriege auf: Hansjörg Felmy, Xenia Pörtner, Dieter Borsche, Christian Brückner, Adi Furler und Heinz Schimmelpfennig.
Was John Wyndham allerdings nicht ahnen konnte: Für unsere menschliche Do-it-yourself-Apokalypse brauchen wir gar keine Aliens. Weder aus den Tiefen des Weltraums, noch aus der Tiefsee. Wir machen's selbst, mit CO2. [gw: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a116755


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