#378 vom 23.02.2004
Rubrik Tipp der Woche
Grant-Lee Phillips "Virginia Creeper"
Singer/Songwriter – elf wundervolle Geschichten
(CD; Cooking Vinyl)
Groß ist die Grenze nicht, die zwischen gefühlvollen Songs und Kitsch verläuft. Oft wird sie überschritten und auch Grant-Lee Phillips mit seiner süßlichen Stimme läuft ständig Gefahr abzudriften. Auf seinem dritten Solo-Album gelingen ihm jedoch elf wunderschöne Songs, bei denen ihn die Dichte von Text und Musik vor solchen Ausrutschern bewahrt. Phillips singt hingebungsvoll von Frauen ("Lily-A-Passion", "Mona Lisa", "Susannah Little", "Josephine Of The Swamps") und erzählt dabei so eindringlich seine Geschichten, dass man ihm ein wenig Schmalz gerne verzeiht.
War der Vorgänger "Mobilize" noch eine Solo-Produktion mit elektronischen Experimenten, hat sich Phillips nun wieder eine Band zugelegt. Sie trägt ihn und seine Lieder mit einem Americana-Sound aus akustischer Gitarre, Akkordeon, Geige, Stand-Up-Bass und Mandoline. Im Hintergrund erklingt dezent die dunkle Stimme von Cindy Wasserman, die einen trefflichen Konterpart gegen die hellen Töne von Phillips abgibt. Zuweilen erinnert das Ganze an Bruce Springsteen in seinen ruhigeren Zeiten, vor allem "Calamity Jane" könnte vom Boss stammen – es ist zudem ein Song, in dem alles passt. Auch wenn noch einiges kommen mag: "Virginia Creeper" ist schon mal ein heißer Kandidat für das Album des Jahres! [hb: @@@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#416: hb: Helges Top Five>
<#411: Grant-Lee Phillips "Ladies' Love Oracle"> [bs:Â @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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