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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #598 vom 15.09.2008
Rubrik Tipp der Woche

Brian Wilson "That Lucky Old Sun"

Rock – Brillantes Konzeptalbum eines ehemaligen Genies über das Leben in Südkalifornien
(CD+DVD, LP; Capitol)

Die Rückkehr zum alten Label Capitol beschert Brian Wilson – nach bisherigen Unsäglichkeiten – erstmals auch ein ansprechendes Artwork für eines seiner Soloalben. Dies die erste Ãœberraschung, die zweite: Dem vormaligen Kopf der Beach Boys und ehemaligen Genie gelingt mit "That Lucky Old Sun" ein brillantes, recht ironisches (und auch ein bisschen wehmütiges) Konzeptalbum über das Leben in Südkalifornien; zwischen der Legende "Smile", dem Gemälde "Orange Crate Art" und Beach Boys Reminiszensen.
Es mag an der wiedergewonnenen Selbstsicherheit durch die konzertanten Aufführungen von "Pet Sounds" und "Smile" (Version 2005) liegen, an der erneuten Zusammenarbeit mit Van Dyke Parks oder auch am wohl perfekten Umfeld aus neuen Begleitmusikern, dass mit "That Lucky Old Man" Brian Wilsons erstes wirklich gelungenes Soloalbum vorliegt. Ohne die beiden Werke auf gleiche Ebene stellen zu wollen, sind doch gewisse Gemeinsamkeiten erkennbar. Waren die Songs der Teenager-Sinfonie "Smile" (1967) Teile einer zerspringenden Vase, sind die auf "That Lucky Old Sun" Teile eines (auch altersbedingt) geborstenen Traums. Vielleicht der Beginn einer neuen Phase oder aber ein ganz phantastischer Abschied.
Wer sich der komplexen Metastruktur des neuen Albums hingibt (am besten unter Kopfhörern), wird verblüfft feststellen, dass Brian Wilson hier das musikalische Äquivalent zu Robert Altmans "Short Cuts" gelingt. Auch dort ergibt sich aus recht ansehnlichen Splittern erst am Ende ein überwältigendes Panorama sowohl einer städtischen Landschaft als auch des Zustands seiner Bewohner. Es geht übrigens beiden Künstlern um L.A., die Stadt der Engel.
Seit mehr als dreißig Jahren sind Brian Wilson keine derart großartigen Songs mehr gelungen wie das hymnische "Good Kind Of Love", die Liebeserklärung an Melinda Wilson in "Forever She'll Be My Surfer Girl", das umweltbewusste "Live Let Live", die berührende Verarbeitung eines unheilbaren Verlusts (Dennis und Carl Wilson) in "Southern California", sowie den autobiographischen Stücken "Going Home", "Oxygen To The Brain" und "Midnight's Another Day".
Die der Limited Edition beigelegte, knapp 30-minütige DVD mit einer Live-Performance im Capitol Studio und dem Making Of des neuen Albums ist nichts anderes als ein sehr erfolgreicher Appetitanreger für die hoffentlich folgende DVD-Langfassung zu "That Lucky Old Man" (gerne auch Live), die gut neben die gelungenen DVDs "Brian Wilson Presents Pet Sounds Live In London" und "Brian Wilson Presents Smile" passen würde. [gw: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a117298


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