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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #409 vom 25.10.2004
Rubrik Neu erschienen

Tom Waits "Real Gone"

Blues mit Industrial-Attitüde – roh, aber auch romantisch
(CD; Anti)

Tom Waits ist bekennender Freund "natürlicher" Klänge und obskurer, oft selbst gebastelter Instrumente. Schon in den Credits von "Swordfishtrombones" finden sich unter den Instrumenten so interessante Dinge wie "Optigon", "Bass Boo Bams" und "Chair". Das (Stör-)Geräusch eines über den Boden gezogenen Stuhls gehört genauso dazu wie die letztlich konventionelle Besetzung mit Bass und Schlagzeug. Waits hat aus einfachen Mitteln immer schon mehr – und vor allem Eigenwilligeres – als andere gemacht. Dass neuerdings Sohn Casey als Scratcher für perkussiven Lärm sorgen darf, ist nur ein kleiner Teil des neuen wilden Weges von Tom Waits. Auffälliger noch sind seine exzessiven Stimmexperimente. Als Beatbox gurgelt Waits wie aus einem Abflussrohr kommend die verzerrt-schlurfende Rhythmusgrundlage, verstärkt durch krachige Percussion. Darüber sägt Mark Ribot – der zum Inventar gehört wie Waits' charaktervolle Stimme – eckige Rhythmen und Gitarrensoli. Das ist sperrig, "musique brut", aber gleichzeitig durchweg melodisch und rhythmisch. Waits hält sich oft an die Grundformen des Blues, reduziert ihn bloß auf das Minimum und versteckt ihn unter lautem Knirschen, Gurgeln und Rumpeln. So hat er das Abgleiten in den Sozialkitsch vermieden und bleibt schroff, kantig und widerborstig – aber trotzdem immer wieder gefühlvoll, bezaubernd und anmutig. Auch mit metallenen Klängen kann man romantische Musik machen. Unkraut treibt eben schöne Blüten. [ms: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a112486


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