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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #294 vom 13.05.2002
Rubrik Neu erschienen

Tom Waits "Alice"

Waits zeichnet Lewis Carrolls Obsessionen nach
(CD, LP; Anti)

Musik aus Schlamm und Blut. Eine Charakterisierung des Meisters selbst und wahrlich, was Tom Waits da seinen Hörer präsentiert, ist Musik aus Schlamm und Blut; Musik, die sich (wie immer bei Waits) an keinen gültigen Moden orientiert und nicht nach dem kommerziellen Erfolg schielt, sondern sich so nah wie nur irgend möglich an so etwas wie künstlerischer Integrität versucht.
Die 1992 für ein Bühnenwerk (für das Hamburger Thaliatheater) entstandenen Songs erzählen von den Verwicklungen, Verirrungen und Obsessionen des Autors Lewis Carroll ("Alice im Wunderland", "Hinter dem Spiegel"), der Handlung und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit, die Protagonistin Alice und die reale Alice (für die er die Geschichten geschrieben hat) nicht mehr trennen kann. Textlich bewegt sich Waits schon (fast) auf dem Niveau Carrolls: Seine Wortspiele und Doppeldeutigkeiten scheinen eine zeitgemäße Waits'sche Umsetzung der Sprache Carrolls; musikalisch zieht Waits alle Register seines Repertoires, vom Jazz über den Blues, bis zur blechernen, abstrusen, bedrohlichen und morbiden Musik seiner letzten Alben.
Mit viel Ironie und Melancholie eingespielt, liefert Waits mit "Alice" ein Album ab, das quasi als Konzentration seiner künstlerischen Entwicklung gelten kann und zu seinen allerbesten und innovativsten Alben gehört, weil die Theatralik hier den Kompositionen untergeordnet ist und somit wieder die Musik in den Mittelpunkt gerückt wurde. Was freilich fast paradox bei einer Theaterproduktion ist, aber andererseits wieder typisch für den Nonkonformisten Waits zu sein scheint. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a108852


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