#367 vom 17.11.2003
Rubrik Neu erschienen
The Blind Boys Of Alabama "Go Tell It On The Mountain"
Nicht das beste Album der Gospel-Institution – aber vielleicht das beste Weihnachtsalbum des Jahres
(CD; Real World)
Freilich darf man die generelle Existenzberechtigung von Weihnachtsplatten anzweifeln, aber wenn hier jemand das Recht hat, eine solche aufzunehmen, dann sind es wohl die in Ehren vergreisten Blind Boys. Schließlich haben die drei verbleibenden Urmitglieder der dienstältesten Gospelgruppe das Wort "Jesus" wohl öfter in den Mund genommen, als sämtliche Gangsta-Rapper zusammen ihr geliebtes "Fuck". Also dürfen sie eben jenem jetzt auch mal ein paar Geburtstagsständchen trällern. Doof nur, daß sie sich dabei nicht ausschließlilch auf ihre eigenen kehligen Raspelorgane verlassen, sondern vielmehr als Backing-Chor für diverse Stars fungieren. Das Ergebnis ist, wie immer bei solchem Promi-Auftrieb, geteilt. Auf der glücklicherweise dickeren Haben-Seite: Solomon Burke, selbst ein Mann vom Fach, besteht den Jesus-Test selbstredend mit Bravour ("I Pray On Christmas"), Tom Waits hustet sich in seiner Lieblingsrolle (als Tom Waits, der Durchgeknallte) durch ein originell vermolltes "Go Tell It On The Mountain", Mavis Staples brennt bei "Born In Bethlehem" ein dem Anlass mehr als würdiges Feuerwerk ab und auch Aaron Nevilles Flatterfalsett kann einen Song lang ("Joy To The World") durchaus gefallen. Auf der Soll-Seite: George Clinton lässt seinen Gospel-Blues "Away In A Manger" mit Robert Randolph im überbordenden Chaos ersaufen, während Michael Franti ("Little Drummer Boy") und Me'Shell Ndegéocello ("Oh Come All Ye Faithful") es vorziehen, ihre Texte salbungsvoll zu rezitieren, was dann eher klingt wie vorlaute Kinder, die den Erwachsenen ständig dazwischenquasseln. Immerhin ist die Band, u.a. mit John Medeski, Duke Robillard und Danny Thompson, famos und ganz bestimmt ist das hier ein Zuckerle, verglichen mit dem, was in den nächsten Wochen noch auf uns zukommen wird. Trotzdem: Allein sind die alten Herren wesentlich packender. [pg: @@@]
<#304: Solomon Burke "Don't Give Up On Me"> [mh:Â @@@@@]
<#294: Tom Waits "Alice"> [sal:Â @@@@]
<#294: Tom Waits "Blood Money"> [sal:Â @@@@]
<#035: Mavis Staples & Lucky Peterson "Spirituals & Gospels"> [bs:Â @@@]
<#356: Aaron Neville "Nature Boy"> [bs:Â @@@@]
<#202: George Clinton "Greatest Hits"> [bs:Â @@@@]
<#289: The Word "The Word"> [bm:Â @@@@]
<#046: Spearhead "Chocolate Supa Highway"> [bs:Â @@@]
<#165: Meshell Ndegéocello "Bitter"> [bs: @]
<#205: Duke Robillard Band "Explorer"> [bs:Â @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a111154