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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #706 vom 28.03.2011
Rubrik Neu erschienen

Charles Bradley "No Time For Dreaming"

Hochkarätiger Old School-/Retro-Soul
(CD, LP; Dunham/Daptone)

Die ersten Geier kreisen schon. Ben l'Oncle Soul zum Beispiel verkauft ein dämliches Stück Euro-Pop, "Barbie Girl" von Aqua, wie geschnitten Brot – und das im passenden 60s-Soul-Arrangement. Lange kann es also nicht mehr gut gehen mit der Retro-Soul-Herrlichkeit. Zum Glück hat das Ur-Label des Genres noch mal einen gerontophilen Talentscout ausgeschickt und mit Charles Bradley eine veritable Spätentdeckung gemacht. Diesmal war nicht Daptone-Labelboss Gabriel Roth selbst unterwegs, sondern sein Gitarrist/Pianist von den Dap-Kings, Thomas Brenneck, der die Platte produzierte und auf dem eigenen Label veröffentlichte. Das Ergebnis ist – wie immer – hochkarätiger Old-School-Soul im Sound zwischen 1966 und 71. Dafür steht die Menahan Street Band, eine Allstar-Clique aus Dap-Kings und den Expressions, der Backing Band von Lee Fields.
Doch zurück zum Helden der Geschichte: Charles Bradley war 14, als seine große Schwester ihn 1962 ins New Yorker Apollo Theater mitnahm. Dort erhielt er seine Feuertaufe vom Godfather James Brown persönlich. So klingt der Bekehrte in den funkigeren Titeln immer noch, etwas eingeschränkt in der Phrasierung, aber mit wesentlich mehr Reibeisen und Brüchen in der Stimme; eher wie die beiden Big Otis des Soul, Redding und Clay. Das geht immer zu Herzen, zumal Charles lange brauchte, bis er den erlernten Beruf als Koch zugunsten der Musik aufgab. Das war in den späten 1990ern. Doch dann schlug das Schicksal zu und sein Bruder wurde nebenan vom eigenen Sohn erschossen. Es war besagter Gabriel Roth, der Charles aus der anschließenden Depression holte und ihm zu seinen ersten Single-Aufnahmen auf Daptone verhalf. Die Trauer und das Grauen, auch der sozialen Wirklichkeit in den USA, lauern hinter jeder Ecke in den spannenden Midtemponummern auf "No Time For Dreaming".
Hoffentlich erfüllt sich der späte Traum für Charles Bradley doch noch. Verdient hätte er es. [mv: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a119528


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