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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #576 vom 24.03.2008
Rubrik Neu erschienen

Nigel Kennedy / Ludwig van Beethoven / Wolfgang Amadeus Mozart "Violin Concertos"

Klassik – Kennedys Mozart-Debüt (!) und Rückkehr zu Beethoven
(CD; EMI Classics)

Nigel Kennedy (*1956), britischer Star-Violinist mit mittlerweile etwas peinlichem Punk-Image, ist immer für eine Überraschung gut. So irritierte er sein Publikum (und die Kritiker) immer wieder gerne mit stilistischen Sprüngen zwischen Barock, Wiener Klassik, Romantik und Jazz, Folk, Klezmer, Rock und Blues: Nigel Kennedy ist ein Grenzgänger, der ganz offenbar ohne Rücksicht auf die Rituale des Marktes einspielen kann, was er möchte.
Auch auf seiner neuesten CD hält das (ehemalige) Enfant terrible der Klassik-Szene eine Überraschung parat: Als 51-Jähriger spielt er zum ersten Mal ein Konzert von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) ein, genauer gesagt das Violinkonzert No. 4, KV 218; außerdem re-interpretiert er das Violinkonzert von Ludwig Van Beethoven (1770-1827) und ergänzt das alles mit einer Jazz-Zugabe ("Creepin' In") von Horace Silver (*1928).
Bereits 1992 hatte Kennedy Beethovens einziges Violinkonzert unter Klaus Tennstedt eingespielt, doch mittlerweile distanziert er sich von der Einspielung: »Zu romantisch, zu langsam«, so sein heutiges Urteil. Und in der Tat, die Neueinspielung wirkt schlanker, zügiger gespielt und 'unromantischer' als die alte Aufnahme. Kennedy verzichtet auf allzu drastische Effekte und spielt den Solo-Part rhythmisch-vital, aber frei von zusätzlichem Pathos. Bemerkenswert das exzellente Dirigat, das Nigel Kennedy hier vorlegt. Das Polish Chamber Orchestra, dem er seit 2002 als künstlerischer Leiter vorsteht, erweist sich als hervorragender Klangkörper.
Revolutionärer konzipiert ist da sein Mozart: Statt der üblichen, durchkomponierten Kadenzen experimentiert er mit seiner Violectra und fügt dem gewohnten Mozart auf einmal eine völlig ungewöhnliche Nuance hinzu, irgendwo zwischen Jazz, Pop und New Age. Bei allem Erstaunen überhört man fast, dass Kennedys Nonkonformismus zwar löblich, das Ergebnis aber nicht wirklich stimmig ist. Gerade in den so mutig angelegten Kadenzen gelingt es Kennedy nicht eine Brücke zwischen Gestern und Heute zu schlagen. Die Parts bleiben isoliert und wirken auf mich deplatziert. Wer viel wagt, verliert manchmal auch...
Fazit: Ein guter Beethoven und ein streitbarer Mozart, der zumindest Diskussionsstoff bietet und nicht im Einheitsbrei der Standard-Einspielungen untergeht. Meine Note ist also als Durchschnittswertung zu verstehen.
Wer sich lieber selbst ein Bild von Nigel Kennedys Experimentierfreudigkeit machen möchte, dem sei zu diesem Album auch eines der anstehenden Konzerte mit dem PCO empfohlen: 19.5.2008 Viersen, 20.5. Dortmund, 21.5. Düsseldorf, 23.5. Köln, 24.5. Baden-Baden, 27.5. Regensburg, 28.5. München, 29.5. Hamburg, 31.5. Friedrichshafen, 1.6. Stuttgart und 2.6. Nürnberg. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a116790


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