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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #493 vom 17.07.2006
Rubrik Neu erschienen

Nigel Kennedy "Blue Note Sessions"

Jazz – Vier-Jahreszeiten-Fiedler swingt mit der Weltklasse
(CD; Blue Note)

Als Nigel Kennedy vor mehr als 20 Jahren in einem dem Musikantenstadl nicht unähnlichen öffentlichen Sendeformat erschien, waren meine Eltern entsetzt. Ein Punk mit Geige! Sind die denn verrückt geworden?! Als Teenie empfand ich den 1956 in Brighton (England) geborenen Kennedy damit, na klar, als Verbündeten. Erkannte aber auch, dass dieser Typ vielleicht nur eine coole Masche drauf hatte, in der Verkleidung der 'Sex Pistols' im biederen Vorabendprogramm zu fiedeln. Dass der Schüler Yehudi Menuhins ein versierter Violinist ist, sei ihm ungenommen. Als solcher hat er ein gutes Werk getan: Seine Aufnahme von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" steht in fast jedem CD-Regal. Jetzt springt dieser verkleidete Klassik-Punk mit seinen "Blue Note Sessions" nach mehreren früheren Avancen ins Jazz-Genre. Vergessen wir auch nicht seine Nigel Kennedy Experience (1999).
Sprung erneut gelungen! Kennedy bringt mit elektrisch verstärkter Geige das zu Gehör, was wir im Jazz sonst nur von Virtuosen wie Stéphane Grappelli, Jean-Luc Ponty und Didier Lockwood gehört haben. Wundern wir uns nicht, denn Altmeister Grappelli unterrichtete den Jungspund um das Jahr 1973 höchstpersönlich in Improvisation.
Wie in der Klassik, bringt Kennedy uns auch beim Eintritt ins Jazz-Universum gottgleiche Begleitung mit: Ron Carter (b), Jack DeJohnette (dr), Kenny Werner (p), Lucky Peterson (Hammond), Joe Lovano (sax), JD Allen (sax), Daniel Sadownick (perc) und Raul Midón (ac. git, voc). Kennedys Violinlinien rasen durch facettenreichen, edlen Swing, Cool-Jazz, NeoBop und sogar durch einen Latin-Popsong ("Expansions" von Lonnie Liston Smith). Und schöne Melodien gibt es zuhauf. Evergreens wie "Song For My Father" von Horace Silver oder "Midnight Blue" von Kenny Burrell oder "Sudel" von Duke Pearson. Improvisiert wird ausgiebig und immer packend; sechs der elf Tracks sind über sieben Minuten lang. Produzent der "Blue Note Sessions" ist übrigens Jay Newland, der sonst bei Norah Jones die Strippen zieht.
Wie in der Klassik, so gilt auch hier: Nigel Kennedy verändert nicht die Welt; es ist sein virtuoser, ehrlicher Spielwitz, der Spaß macht. [vw: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a114780


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