#493 vom 17.07.2006
Rubrik Neu erschienen
Huss "Huss"
Pop – Stimmungsaufheller in Text und Ton
(CD; Trikont)
Zugegeben: bei der fast 'Bruno-artigen' Liebesgeschichte "Das Mädchen und der Bär" möchte man schon beinahe ausschalten und Huss zum Teufel wünschen, doch das wäre zu schnell gehandelt. Denn spätestens mit dem Titel "Dicke Bäckerfrau" hat er einen gekriegt, mit diesem mitreißenden Midtemposong, in der eine Einzelhandelsverkäuferin zu mehr Freundlichkeit angehalten wird. Danach geht es Schlag auf Schlag: "Brüder", "Was uns bleibt" (nämlich der Sex), "Ich bin tot" sind Kleinode der Popkunst. Huss steht weniger in der Tradition der politischen Barden (obwohl "Gebt mir ein Zuhause" einen Ansatz dazu darstellt), sondern mehr in der eines Funny van Dannen und eines Rocko Schamoni oder, sieht man einmal über den musikalischen Tellerrand, eines Robert Gernhardt. Keine Begebenheit des Alltags ist ihm zu schnöde, auch Mundgeruch und Obst wünscht er im Liedgut behandelt zu wissen.
Huss weiß um die wunderbare Fähigkeit der deutschen Sprache Rhythmus zu erzeugen, und er weiß diese Fähigkeit für sich zu nutzen. So ist noch vor Gitarre, Keyboards und Streichern, die allesamt schlau eingesetzt werden, das Wort die wichtigste Zutat. Und viel schöner als bei Blumfeld gibt es hier eine Hymne an die Apfelsorten: "Du kauftest Äpfel" ist vielleicht der intelligenteste unter vielen intelligenten Titeln. Denn gerade wenn man als Hörer denkt: Mensch, wie soll man so viele Äpfel denn nach Hause schleppen, kommt auch schon die notwendige Auflösung. Danke für den Lacher! [tm: @@@@]
<#401: Rocko Schamoni "Dorfpunks"> [ms]
<#330: Robert Gernhardt "Lokal-Termin"> [gw]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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