#410 vom 01.11.2004
Rubrik Texte - lesen oder hören
Johnny Cash, Patrick Carr "Cash - Die Autobiographie"
Erzähltes Leben, erzählte (Musik)Geschichte
(Tb; Palmyra)
Als die Autobiographie von Johnny Cash im Hardcover erschien, wurde sie rundum gelobt. Mit dem Erscheinen als Taschenbuch ist ein tatsächlich wichtiges Buch erschwinglicher geworden. Leider ist es keineswegs so gut, wie die bereits erschienenen Pressestimmen hoffen lassen, mit denen es beworben wird.
Cash erzählt seine Lebensgeschichte weitgehend chronologisch und mit (zu) einfachen Worten. Hier wird nicht komponiert, sondern einfach heruntergeschrieben. Und wenn Cash hinterher einfällt, dass er sich möglicherweise missverständlich ausgedrückt hat, dann korrigiert oder präzisiert er seine Aussage, anstatt die entsprechende Passage zu ändern. Sollte ihm Patrick Carr tatsächlich beim Verfassen geholfen haben, ist das Ergebnis kein Ruhmesblatt für den Journalisten.
Dabei hätte Cash – auch wenn er sicher viele Rücksichten nehmen muss – viel zu erzählen: Erinnerungen an eine längst verschwundene Welt der Baumwollfelder genauso wie an Begegnungen mit vielen Musikern. Die Anekdoten, mit denen er sie aufpeppen möchte, sind aber meistens ziemlich flau. Dafür wirkt es mitunter rührend, wie Cash selbst in den Momenten großer Erfolge Einfachheit, ja Demut zelebriert. Und die wirkt absolut glaubwürdig, auch wenn er sich aufgrund seiner Erfahrungen ziemlich abgebrüht geben könnte. Ein erzähltes Leben, erzählte (Musik)Geschichte, deren Stil zur Billigqualität von Druck, Papier und Qualität der wenigen Bilder passt.
Schade, so wird ein potentiell großes Buch zum Fanbuch gestutzt. [ms]
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Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#477: Various "Walk The Line"> [pb:Â @@@]
<#467: Johnny Cash "Ring Of Fire: The Legend Of Johnny Cash"> [bs]
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