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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #360 vom 29.09.2003
Rubrik Neu erschienen

Elvis Costello "North"

Elvis for everyone – nach dem Radau jetzt wieder Kunstlied
(CD, LP; Deutsche Grammophon)

Okay, folgendes wissen wir bereits: Nach dem letztjährigen 'Rowdy-Album' jetzt wieder der kammermusikalische Elvis. Streichorchester ("arranged and conducted by Elvis Costello"), Jazzmusiker, Deutsche Grammophon. Schlichte Texte, ein Album über die Liebe. Elvis singt in seiner natürlichen Stimmlage, quält sein Organ nicht mehr. Ist ganz bei sich selbst.
Und, wie ist sie denn nun, die neue Costello? Große Kunst, was? Darauf kannste einen lassen.
Beginnend mit dem dunkelgrauen "You Left Me In The Dark" folgt der Hörer dem Protagonisten von der finsteren Verzweiflung des Trennungsschmerzes über den Prozess der Selbsterkenntnis ("When Did I Stop Dreaming?") zum Frühlingserwachen einer neuen Liebe. Bezeichnenderweise gelingen dem ehemaligen Zyniker und Gallespritzer die zarten, lichtdurchströmten Liebeslieder am besten. Fast schon rührend das aufrichtige, beinahe kindliche Erstaunen über das eigene Glück in "Still" (mit dem Brodsky Quartet) und "Can You Be True?".
"And as a concequence I can see out of the gloom/ that I gathered about myself/ that I thought would flatter me/ what the hell was the matter with me?" fragt sich der ehemalige Blinde, den das Licht der Liebe sehend gemacht hat. All das ist äußerst geschmackvoll und kitschfrei umgesetzt, Peter Erskine streichelt Felle, Lew Soloff am Flügelhorn und Lee Konitz am Altsaxophon liefern ein paar traumhafte Soli und der ewig treue Steve Nieve am Piano macht auch hier alles richtig. Nicht mal die Streicher kleistern, sonder pinseln dezent. Schön.
Wer das nun aber tatsächlich für richtig große Kunst hält, sollte trotzdem mal – einfach nur so – "I Want You" von Costellos "Blood And Chocolate" (1986) auflegen. Oder "I'll Wear It Proudly", eines der schönsten Liebeslieder überhaupt. Vielleicht auch "God Give Me Strength" oder, klar, "Shipbuilding". Echt fies, wenn man sich selbst so hohe Maßstäbe setzt. Elvis findet wie immer selbst die besten Worte: "A selfish boy looks through a prism/ and says what is/ but never asks what isn't".
Ist wohl auch klüger so. [pg: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a110977


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