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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #291 vom 22.04.2002
Rubrik Neu erschienen

Elvis Costello "When I Was Cruel"

Der wahre Elvis lebt: Costellos Rückkehr zu Rhythmus und Rowdytum.
(CD, 2LP; Island)

Ein ungläubiger Blick aufs Cover: Kein "Elvis Costello with..."? Keine Kooperation mit Klassik-, Jazz- oder Easy-Listening-Größen? Nein, tatsächlich, Elvis pur, das erste Mal seit "All This Useless Beauty" von 1996. Nichts gegen Costellos stetigen Willen zu stilistischen Grenzüberschreitungen, schließlich bescherte uns dieser schon ein Meisterwerk wie "Painted By Memory" mit Burt Bacharach.
"When I Was Cruel" ist erwartungsgemäß eine Rückkehr zum bissigen, krachigen Rock der Attractions-Jahre, aber auch ein Schritt nach vorne. Apropos Attractions: Costellos langjährige und stets geniale Begleitcombo ist auch diesmal dabei – bis auf Bassist Bruce Thomas, der es sich mit seinem Chef schon vor einigen Jahren verscherzt hatte. Nicht weniger inspiriert zupft den Bass dafür ein gewisser Davey Faragher. Eine andere gute Nachricht: Elvis spielt wieder Gitarre, mit viel Twang und Tremolo.
Die Songs pendeln zwischen lärmigen und oft wenig originellen Rockern wie "Tear Off Your Own Head" oder "Dissolve" und atmosphärischen Midtempo-Nummern wie "Spooky Girlfriend", "Tart" oder "Alibi". Absolut gespenstisch kommt der Titelsong daher, ungewöhnlich trip-hoppend mit einem monoton durchlaufenden Sample der italienischen Sängerin Mina und einem überraschendem Zitat aus Abbas "Dancing Queen". "15 Petals" verblüfft mit einem vertrackten 6/8-tel Beat und einer Bläsersektion, die klingt wie eine Mischung aus John Luries Lounge Lizards und einer rumänischen Hochzeitskapelle. "Episode Of Blonde" besticht durch den Gegensatz des an Tom Waits erinnernden Sprechgesangs und dem melodischen Chorus, unterlegt von einem hypnotischem Rumba-Rhythmus. Überhaupt ist die rhythmische Vielfalt das große Plus der Scheibe. Mit einiger Verspätung entdeckt Costello die große Spielwiese (nicht mehr ganz) moderner Trip-Hop- und Ambient-Beats, integriert diese aber geschickt genug in seinen eigenen Stil, als dass er sich als einfältiger Nachahmer beschimpfen lassen müsste.
Der Gesang? Wie gewohnt eindringlich, messerscharf artikulierend, blutend. Die Texte? Da muss ich leider passen, den ohne Textbeilage bin ich mit meinem Schulenglisch bei Elvis' kryptischen Ergüssen einigermaßen aufgeschmissen. Interpretationswürdig sind sie ja eigentlich immer.
Schade nur, dass "When I Was Cruel" mit relativ wenig großen Songs auskommen muss. Costello hat gewiss schon melodisch reichere Scheiben aufgenommen, aber, wie er selbst sagt "I've been singing so many ballads with other people recently that I was in the mood again for a rowdy rhythm record." Die ist ihm zweifellos gelungen. [pg: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a108628


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