#238 vom 19.03.2001
Rubrik Tipp der Woche
Sandy Dillon "East Overshoe"
Independent-Future-Blues – Neues vom weiblichen Captain Beefheart
(CD; Virgin)
Es macht tok, tok, tok, und eine heulende Wölfin schleicht weit nach Mitternacht um die Blocks. Es macht bumm, bumm, bumm, das ist dein Herz – es schlägt so laut. Hör einfach nicht hin. Zieh einfach die Bettdecke über deinen Kopf.
Nein, dass sie wirklich heiser ist, kann man so nicht sagen. Wenn sie redet, ist das reinster Samt. Legt Sandy Dillon allerdings in ihren kompromisslosen Songs richtig los, fallen einem sofort Dr. John, Tom Waits, Captain Beefheart oder der Elektrische Stuhl ein. Zugegeben, ihre futuristischen Soundtracks aus dem Land der krächzenden Prediger, die immerwährendem Blues anheim gefallen sind, sind zunächst ein wenig sperrig. Geschenkt. Wer sich nämlich darauf einlässt, stellt schnell fest, dass sich hier eine wundervolle Geschichtenerzählerin verbirgt, die mit makellosem Songwriting aufwartet, und eine Spur von Hank Williams bis Patti Smith zu ziehen vermag. Und dafür, dass diese Storys aus Sandy Dillons Traumstädtchen namens East Overshoe bar jeglicher Mainstream-Anbiederung daherkommen, sei hier ausdrücklich gedankt. Hammond-Orgel, Dobro, Banjo, Berimbau, Akkordeon, Mandoline, Bouzouki, und Gitarren klangen schon lange nicht mehr so zornig und gleichzeitig schrecklich schön, wie auf diesem Album. [gw: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#275: Manfred Horaks Musikjahr 2001> [mh]
<#241: Die Dillon-Zazou-Tour> [gw]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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