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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #456 vom 03.10.2005
Rubrik Feature

Neue Bilder - #2

Bekannt und populär ist vom russischen Komponisten Modest Mussorgsky (1839-1881) wenig, neben dem kurzen Orchesterwerk "Die Nacht auf dem kahlen Berge" eigentlich nur noch eine Komposition, nämlich die "Bilder einer Ausstellung". Populärer als die Originalfassung für Klavier ist und bleibt die Orchestrierung aus dem Jahre 1922 des französischen Impressionisten Maurice Ravel (1875-1937).
Ganz neu und überraschend anders sind die folgenden drei Ausgaben: Zum einen eine betörende Version der Originalfassung für Klavier, gespielt von Nikolaus Lahusen; des weiteren eine Zusammenstellung aus vielen Orchestrierungen, dirigiert von Leonard Slatkin; zum anderen die Orchestrierung Leopold Stokowskis unter José Serebrier und dem Bournemouth Symphony Orchestra. [sal]


Modest Mussorgsky / Nikolaus Lahusen "Works For Piano"

Klassik РBețrende Einspielung der "Bilder einer Ausstellung" und anderer Klavierwerke Mussorgskys
(CD; Celestial Harmonies)

Wie auf samtenen Pfoten kommen diese Einspielungen diverser Klavierwerke des visionären russischen Komponisten Modest Mussorgsky (1839-1881) daher, die der kürzlich nach schwerer Krankheit verstorbene Bremer Pianist Nikolaus Lahusen (1960-2005) eingespielt hat. Samtweich und betörend (und nicht etwa manieristisch-selbstsüchtig wie so viele 'große' Pianisten) betont Lahusen in seinem Spiel den poetischen Charakter der Klavierwerke Mussorgskys, in deren Mittelpunkt selbstverständlich die "Bilder einer Ausstellung" stehen.
Lahusens Sichtweise der 'Bilder' legt den Schwerpunkt nicht auf das Prunkvolle und Bombastische; sein Spiel ist zurückhaltend und beklommen, voller Schattierungen, voll kleiner Anspielungen, nuancenreich und mit vielen Details, die andere lärmend übergehen. Bewegend, wie Lahusen, nur fünf Monate vor seinem eigenen Tod, die dunklen Todesahnungen in "Catacombae (Sepulcrum romanum)" und "Cum mortuis in lingua mortua" umsetzt; ungewöhnlich und doch überzeugend, wie er durch sein synkopierendes Spiel immer wieder überraschende Akzente und Einschnitte in der Musik zu setzen weiß.
Auch die unbekannteren Miniaturen auf der CD und vor allem die Klavierfassung der "Nacht auf dem kahlen Berge" sind mehr als nur bloßes Beiwerk eines exzellentes Albums. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Modest Mussorgsky · Ottorino Respighi / BBC Symphony Orchestra & Chorus, L. Slatkin · BBC National Orchestra of Wales, T. Otaka "Pictures At An Exhibition · Pines of Rome"

Klassik – Wunderschöne Pinien und außergewöhnliche Bilder
(CD; Warner Classics)

Im Rahmen der Konzertreihe 'BBC Proms' hatte der US-amerikanische Dirigent Leonard Slatkin die Gelegenheit, eine Zusammenstellung aus verschiedenen Orchestrierungen der "Bilder einer Ausstellung" aufzuführen. Das Spektrum der jeweils mit einem Stück vorgestellten Orchestrierungen reicht von unauffällig konventionell über überraschend originell (sehr interessant "Il vecchio castello" in der Fassung von Emile Naoumoff), bekannt (Ravel, Stokowski), bis hin zu völlig überladenen und überfrachteten Orchestrierungen (wie die des Australiers Douglas Gamley). Erstaunlich ist, dass selbst bei solch einem Stilsammelsurium die "Bilder einer Ausstellung" selbst immer noch als Ganzes erscheinen. Dies ist sicherlich ein Verdienst Slatkins, der die Stücke ja eigens für diese Gelegenheit zusammenstellte. Diese 'on-the-fly'-Version ist wie ein Katalog verschiedener Stile, aus der sich jeder Hörer den herauspicken kann, der ihm persönlich am besten gefällt.
Neben diesen abwechslungsreichen "Bildern" ist auf der CD auch eine sehr gelungene, pittoreske Version der berühmtesten Komposition des italienischen Komponisten Ottorino Respighi (1879-1936) zu hören, die "Pini di Roma", die aus diesem Album eine farbenfrohe Produktion machen. [sal: @@@]


Modest Mussorgsky (arr. Leopold Stokowski) / Bournemouth Symphony Orchestra, José Serebrier "Pictures At An Exhibition · Boris Godunov · Night On A Bare Mountain"

Klassik – Bombastischer, russischer, effektvoller Mussorgsky
(CD, DVD-A, SACD; Naxos)

Wenn man die kontemplative Lesart Nikolaus Lahusens in seiner Klavierfassung der "Bilder einer Ausstellung" noch im Ohr hat, dann wirkt der satte, bombastische und kraftvolle Klang in der hier vorliegenden Orchestrierung des amerikanischen Dirigenten und Arrangeurs Leopold Stokowski (1882-1977) wie eine Antithese zur introvertierten Lesart. Extremer könnten die Betrachtungsweisen kaum auseinander klaffen und doch ist auch Stokowskis mal perlender, mal wogender, stets betont russischer Klang durchaus stimmig. Interessant, dass Stokowskis Orchestrierung zwar deutliche Unterschiede zu der berühmten Orchestrierung Ravels aufweist, sich aber dennoch an ihre gelungensten Passagen eng anlehnt, anders als die weniger überzeugende, 2002 erschienene 'russische' Version Sergej Gortschakows unter Karl-Anton Rickenbacher. Stokowskis Orchestrierung wirkt für heutige Ohren vielleicht etwas zu episch, zu pathetisch, kann aber mit ihrem Bemühen um Authentizität und Wohlklang vollends überzeugen und steht in Sachen Stringenz der Ravelschen Bearbeitung in nichts nach.
Neben den "Bildern einer Ausstellung" enthält die klangtechnisch vorzügliche CD weitere von Stokowski orchestrierte Werke Mussorgskys. Das Album wird mit einigen orchestrierten Miniaturen Tschaikowskys und einer Originalkomposition Stokowskis komplettiert. [sal: @@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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