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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #270 vom 19.11.2001
Rubrik Feature

Historische Opern mit Beniamino Gigli, Teil 2

Wohltuend anders klingende historische Aufnahmen. Die rauschenden, digitalisierten Schätze aus vergangenen Zeiten, offenbaren eine Interpretations- und Aufführungspraxis, die sich deutlich von der heutigen unterscheidet. Nicht immer kann man sagen, dass die neuere auch die überzeugendere Sichtweise eines Werks ist.
In den 30er und 40er Jahren veröffentlichte das italienische Label La voce del padrone (His Master's Voice) insgesamt acht Operngesamteinspielungen mit dem Meistertenor Beniamino Gigli in einer der Hauptrollen. Heute werden mit "La Bohème" und "Aida" zwei weitere absolute Klassiker und Publikumsfavoriten vorgestellt. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Giacomo Puccini "La Bohème"

Gigli als verarmter Bohemian, La Scala par excellence (1938) –
(2CD; Naxos Historical)

Obwohl die Premiere von Puccinis "La Bohème" (unter dem Taktstock des großen Toscanini) vom Premierenpublikum und von der Kritik unterkühlt aufgenommen wurde, entwickelte sich die Geschichte der vier Freunde Mimi, Musetta, Rodolfo und Marcello schnell zu einem der absoluten Publikumsfavoriten. Auch die Kritik erkannte bald die außerordentliche Qualität dieser Oper, die sich schnell zu einer der meistaufgeführtesten und -aufgenommenen italienischen Opern überhaupt entwickelte.
Gigli hatte zum Zeitpunkt der Aufnahme die Rolle des Rodolfo in zahllosen Auftritten so verinnerlicht, dass er die Figur des Poeten so überzeugend singt, ja spielt, dass sie regelrecht plastisch ist. Durch kleine Kunstgriffe gelingt es ihm, die Figur nicht bloß zu interpretieren, sondern lebendig zu machen.
Lebendig wird auch Rodolfos Angebetete, die lungenkranke Mimi durch die unglaubliche Expressivität der damals blutjungen Licia Albanese, die später ein Star der New Yorker Met werden sollte. Ihre Mimi lebt, liebt, leidet, kämpft mit dem Tod, sie singt Mimi nicht, sie formt diese Figur, verschmilzt mit ihr zu einer in der Interpretationsgeschichte der Mimi unerreichten Perfektion und Hingabe. Mit allem Respekt für Gigli: Licia Albaneses Interpretation überlagert die des großen Opernstars.
Wie auch immer: Diese Aufnahme ist ein Juwel in der Sammlung des Opernfreundes, zumal die vorliegende Ausgabe noch einige Solo-Aufnahmen der Albanese als Bonus-Tracks beinhaltet. [sal: @@@@@]


Giuseppe Verdi "Aida"

Das in Trümmern liegende Nachrkriegsitalien im Glanz der Pharaonen (1946) –
(2CD; Naxos Historical)

Man hätte wohl kaum eine bessere Oper auswählen können, um ein Jahr nach Beendigung des 2. Weltkrieges einen Neuanfang mit der Veröffentlichung einer Gesamtaufnahme einer großen italienischen Oper zu wagen. Verdis Parabel von Macht und Liebe, von Krieg, Vaterland und Loyalität, stand mit Sicherheit in Wechselwirkung mit der italienischen und europäischen Gegenwart 1946.
Die Solisten singen auf einem konstant hohen Niveau, hervorzuheben ist Giglis wohlbekannte, meisterliche Stimme im Wechselspiel mit einer großartigen Maria Caniglia als Aida (die erst in den 60er Jahren in der legendären Solti-Aufnahme mit Leontyne Price eine würdige Nachfolgerin finden sollte). Besonders überzeugend auch das Orchester und der Chor der römischen Oper unter dem Opernspezialisten Tullio Serafin. Exemplarisch für Serafins Lesart der legendäre Triumpfmarsch: Majestätisch, nicht ohne Pathos, aber ohne allzu opulent verstärktes Orchester findet Serafin (nicht nur im Triumpfmarsch, sondern generell) ein überzeugendes Gleichgewicht zwischen Pathos und majestätischer Zurückhaltung.
Einmal mehr gilt ein besonderes Lob dem Restaurator Ward Marston, der unter nicht ganz problemlosen Umständen ein überzeugendes Klangbild reproduziert hat. [sal: @@@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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