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[ << | Inhalt ]Ausgabe #721 vom 12.12.2011
Rubrik Frisch aus den Archiven

Various "The Fame Studios Story 1961-1973"

Soul – der Heilige Gral aus Muscle Shoals
(3CD; Kent Soul)

Was legt man dem betuchten Soul-Aficionado dieses Jahr unter den Weihnachtsbaum? Ganz klar diese wunderschöne Soul-Kiste aus dem Hause Kent. In gewohnt brillanter Qualität glänzen das über 80-seitige, üppig bebilderte Buch, die drei CDs in bestmöglichem Sound und ein Repertoire, das stellenweise "rare as rocking horse shit" ist. Hier liegt auch der einzige Pferdefuß: Was sich laut Tracklisting liest wie ein Dreisterne-Menü, überzeugt im Einzelfall musikalisch doch nicht hundertprozentig. So zeigen etwa die musikalischen Frühwerke des genialischen Songwriter-Duos Dan Penn und Spooner Oldham, hier erstmals auf CD zu haben, ihre spätere Meisterschaft nur in Ansätzen. Aber dafür entschädigt die große Masse der 75 Titel restlos. Egal, ob große Hits von Aretha Franklin, Wilson Pickett oder Arthur Conley, ob zweite Riege mit Clarence Carter, Candi Staton, Laura Lee und Irma Thomas, von obskuren Geheimtipps wie Art Freeman oder Kip Anderson ganz zu schweigen – in der Zusammenschau wird klar, wie sehr das kleine Studio aus Muscle Shoals, Alabama, die Hörgewohnheiten des Soul geprägt hat. Die, gerade in den Anfangsjahren, fast ausschließlich weiße Crew an Studiomusikern um den Produzenten und Eigentümer Rick Hall definieren den Southern Soul an der Schnittstelle zwischen funky und erdig mustergültig. Die Abmischung ist weder auf schrillen Radio-Mix aus wie beim verwandten Stax-Label, noch bassmulmig wie Willie Mitchells Hi-Sound, um nur die wichtigsten Konkurrenten aus Memphis zu nennen. Mehr Laidback wird man im Soul kaum finden. Schade, dass seine Studio-Crews Rick Hall mit schöner Regelmäßigigkeit im Stich ließen: Die erste wanderte 1965 nach Nashville ab, die zweite, legendäre, machte sich 1969 selbstständig. David Hood, Roger Hawkins, Barry Beckett und Jimmy Johnson gründeten ihre eigenen Muscle Shoals Sound Studios und wurden eine echte Konkurrenz für ihren ehemaligen Brötchengeber. Der bewies aber auch weiterhin ein feines Näschen und zog mit Clayton Ivey und Travis Wammack weitere Studio-Asse aus dem Ärmel. Obwohl Rick Hall bis heute, mit immerhin schlappen 79 Jahren, gelegentlich an den Reglern seines Studios sitzt, zieht die Box im Jahr 1973 einen Schlussstrich. In diesem Jahr machte Hall sein eigenes Fame-Label dicht und konzentrierte sich auf die Produktion von Stars aus Pop, Rock und Country. Bis auf die Osmonds schafft es aber niemand aus dieser Phase auf die vorliegende Box, und das ist auch kein Mangel, denn wenn Rick Hall mit seinem Lebenswerk für etwas steht, dann ist es der gute alte Muscle-Shoals-Soul in den Grenzen von 1973. [mv: @@@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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