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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #691 vom 11.10.2010
Rubrik Live - Musik spüren

Foto: Autor

Mose, 8.10.2010, Johanniterkirche, Feldkirch (A)

Americana nahe am Stillstand

Roh ist sie, leer und kalt: Die unscheinbare Johanniterkirche in Feldkirch stammt aus der Zeit der Kreuzzüge. Heute ist sie ein Ausstellungsraum, in dem Werke von internationalen Künstlern wie Jenny Holzer und Kimsooja besichtigt werden können. Zwischen zwei solcher Ausstellungen darf das österreichische Quartett Mose sein sechstes Album "2010" präsentieren. Der Kirchenraum selbst ist unbegehbar, das kleine Konzert findet in der Apsis statt, dem hier ungewöhnlich großen Altarraum.
Während die Ausstellungen fein eingerichtet werden, bleibt Mose nur die grobe, improvisierte Inszenierung. Ein paar Lampen – eine bestrahlt gar durch die geöffnete Tür aus dem Vorraum die Bühne – müssen genügen. Ein auf dem Boden liegender Scheinwerfer strahlt durch das leere Kirchenschiff und taucht die Wand in leicht gespenstisch anmutendes, gelbes Licht.
Für die Atmosphäre muss vor allem die Musik sorgen. Nicht nur das gespenstische "Date With Elvis" passt in dieses Ambiente, auch einige andere lassen mit ihrer Schwermut zur Kälte die Feuchtigkeit hochkriechen. Mit – wechselweise eingesetzten – Banjo, Akkordeon, Casio-Minikeyboard und Xylophon setzen Mose subtile Akzente. Obwohl stilistisch vergleichbar, wechseln sich die Musiker am Mikrofon ab. Ãœber weite Strecken verzichten sie völlig auf den Gesang, mitunter zerfasert dann das Konzert und der Spannungsbogen fällt ab. Das Quartett nimmt ihn jedoch immer wieder mit akzentuierten ("Les Yeux") bis kantig-lauten Stücken ("Sodumir", "Flisch") auf. Meist steht dann Thomas Kuschnys (nicht im Bild) reduziert-prägnantes Gitarrenspiel im Vordergrund. Das tut immer wieder gut.
Mit der letzten Zugabe erinnern Mose schließlich daran, dass man solcherart Abwechslung gelegentlich vermisst hat: Das verhältnismässig flotte "Nuke" mit seinem angenehmen Alternative-Country-Touch ist das einzige Stück, zu dem man, wäre es gewollt, sogar hätte tanzen können. Aber das, andererseits, passt dann doch nicht – nicht zu Mose, und schon gar nicht in eine Kirche mit dieser Geschichte. [noi]


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