#685 vom 30.08.2010
Rubrik Neu erschienen
Philipp Poisel "Bis nach Toulouse"
Singer/Songwriter – immer noch nackt, aber nicht peinlich
(CD, LP; Grönland)
Philipp Poisel ist zu loben. Er hätte es sich leicht machen und in Richtung Formatradio-Pop abbiegen können. Stattdessen stellt er seine Kanten auf dem zweiten Album noch deutlicher heraus und verkneift sich LaLa-Songs wie "Ich und Du" vom Debüt. Natürlich ist das immer noch schmerzhaft intim, was der Barde hier zusammennuschelt, und noch immer kann man aufgrund von so viel Gefühl eine Abneigung entwickeln, aber damit täte man ihm unrecht. Kann man Gisbert zu Knyphausen für Dinge loben und Poisel dafür niedermachen? Nein. So simpel seine Lyrik oft ist – Poisel besticht gerade dann, wenn er barmt und Poesiealbumzeilen singt wie »Ich will nur, dass du weißt, ich hab dich immer noch lieb...«. Dann ist seine Flanke so offen, dass es nur Hackklötzchen Spaß machen könnte, hier reinzugrätschen. Man schämt sich zwar immer noch ein kleines bisschen fremd, aber "Bis nach Toulouse" ist ein berührendes Album, das auf sympathische Weise die Hartnäckigkeit eines scheinbar weichen Musikers zeigt. [dmm: @@@]
<#671: Gisbert zu Knyphausen "Hurra! Hurra! So nicht."> [dmm:Â @@@@]
<http://www.philipp-poisel.de/>
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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