Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt ]Ausgabe #650 vom 02.11.2009
Rubrik Frisch aus den Archiven

Various / Glenn Gould "Glenn Gould In Moscow"

Klassik – Glenn Gould spielt vor den Studenten des Moskauer Konservatoriums (1957)
(CD; Melodiya)

Neben der "The Complete Original Jacket Collection" mit allen Aufnahmen der glorreichen Columbia-Ära Goulds (1955-1982) und 6-CD-Box "The Young Maverick" mit den frühen kanadischen Aufnahmen (1952-1955) der CBC gibt es nur noch sehr wenige offzielle Aufnahmen des kanadischen Ausnahmepianisten Glenn Gould (1932-1982). Erst vor kurzem erschien ein eher enttäuschender Mitschnitt eines Konzert mit den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan, der eher zufällig unter widrigen Umständen auf der Rückreise von seinem ersten Besuch in der Sowjetunion entstanden war. Nun sind die Aufnahmen, die während seines Moskauer Aufenthalts entstanden sind wiederveröffentlicht worden. Und die sind, trotz bescheidener Qualität des Ausgangsmaterials und einigen wenig glücklichen Nachbearbeitungen durch das sowjetische Monopol-Label Melodiya in den 1980er Jahren, alles andere als enttäuschend.
Zu hören ist, wie Glenn Gould Auszüge typischer Musik von Alban Berg, Anton Webern, Ernst Krenek und Johann Sebastian Bach live spielt. Zwischen den Stücken spricht er zu den Studenten über die Musik (die Übersetzung ins Russische wurde wegen der schlechten Tonqualität in den 1980ern neu aufgenommen). Rede und Spiel sind eindringlich und so ist es nicht verwunderlich, dass das Publikum frenetisch reagiert. Pikant dabei ist das unüberhörbare Herausgehen einzelner Professoren bei den als Formalisten verschrieenen Komponisten der Zweiten Wiener Schule: Es war wohl opportuner sich politisch korrekt zu verhalten, als zuzuhören. Dass die Musik auf dieser CD immer nur Auszüge aus den Werken bietet und trotz Remasterings alles andere als gut klingt, gerät fast zur Nebensache: "Glenn Gould In Moscow" ist weniger ein Konzertmitschnitt, sondern vielmehr ein Zeitdokument, wie Gould die Musik seinerzeit nutzte, um den eisernen Vorhang ein wenig zu lüften. Auch bei seinen Auslandsbesuchen war Gould ein Non-Konformist. Dies ist keine essentielle, aber eine hochinteressante Erweiterung der Gould-Diskographie. [sal]


Permalink: http://schallplattenmann.de/a118511


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite