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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #655 vom 07.12.2009
Rubrik Texte - lesen oder hören

Jostein Gaarder "Sofies Welt"

Hörspiel – "Wer bist du?" – ein faszinierendes Erlebnis
(5CD; Hörverlag)

Jetzt, kurz vor dem Weihnachtsfest gibt es die Hörspielversion von Jostein Gaarders Roman "Sofies Welt" in einer Sonderausgabe, zum Sonderpreis. »Die Preisschlacht auf dem Buchmarkt ist mörderisch«, sagte mir jüngst der Geschäftsführer eines Verlags, »da schmilzt die Marge trotz Winterkälte«.
Für uns Hörer sind kleine Preise ein Glück. Zumal "Sofies Welt" eines der grandiosesten Hörspiele ist, das je produziert wurde! Warum? Erstens: Die Geschichte bringt unser Hirn zum Schwirren. Da bekommt die fünfzehnjährige Sofie einen Brief, auf dem steht "Wer bist du?", dann einen zweiten "Woher kommt die Welt?". Und es geht weiter mit solch verstörender Post. Alberto, ein älterer Herr, zieht Sofie damit in einen privaten Philosophiekurs hinein. Beider Welt scheint plötzlich brüchig. Ein Major schickt Postkarten, die Sofie an dessen Tochter Hilde weiterreichen soll. Sofie ist verwirrt und verängstigt. Bis sie mit ihrem Philosophie-Lehrer Alberto die schreckliche Wahrheit logisch kombiniert: Sie, Sofie und ihre ganze Welt ist nur eine Geschichte, die der Major seiner Tochter Hilde zum Geburtstag schenkt! Wie kann sie aus der Geschichte raus, in die wirkliche Welt? Und – halt! – kann es nicht sein, dass auch Hildes Welt nur eine erfundene Geschichte ist, die wiederum einen Autor hat?
Zweitens: Dieser prickelnde Stoff ist 1995 vom SWR/MDR mit großartigen Schauspielern als Hörspiel inszeniert worden: Matthias Habich ist Alberto, Gunda Aurich ist Sofie, Christoph Banzer ist der Erzähler, Peter Fitz ist der Major, Hilde ist Julia von Sell, uvm.
Drittens: Die großartigen Dialoge und Erzählpassagen wirken deshalb so magisch, weil Peter Zwetkoff mitgemacht hat. Er hat die Hörspielmusik komponiert. Das hat er bereits 1991 beim Mammuthörspiel "Der Herr der Ringe" meisterhaft getan. Und ähnlich ging er auch an "Sofies Welt": Nicht mit fettem Orchester, sondern oft nur mit einer Violine und wenigen Tönen, oft disharmonisch, wie ein Lüftchen durchs Fenster, schweben seine Sounds. Sie schweben wie Ängste, Hoffnungen, Horror und Freude herbei. Das ist eine mutige Vorgehensweise, und eine sensationell effektive.
Die Regiearbeit von Hartmut Kirste und deren Basis, die Hörspielbearbeitung von Richard Hey, summieren sich zu einem 5-Sterne-Werk, das jeder Hörspielhörer kennen sollte.
Und weil Weihnachten vor der Tür steht, bin ich mir nicht schade darauf hinzuweisen, dass dieses Hörspiel nicht nur ein lehrreiches Geschenk, sondern auch ein faszinierendes Erlebnis ist. [vw: @@@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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