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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #639 vom 10.08.2009
Rubrik Neu erschienen

Geoffrey Gurrumul Yunupingu "Gurrumul"

World/Folk – ein blinder Australier bringt die Gedankenwelt der Aborigines in simplen Liedern
(CD; Dramatico)

Leiden sells. Das gilt für Andrea Bocelli genauso wie für den blinden Musiker Geoffrey Gurrumul Yunupingu, der noch dazu indigener Australier ist. Ohne diesen Hintergrund könnte man den Liedermacher nicht so leicht zum Star machen. Notwendig hätte es der Australier nicht: Er spielt mehrere Instrumente, die er autodidaktisch erlernt hat. Schon in der Band seines Onkels, Yothu Yindi, war er dabei. Seine Solokarriere erscheint daher als logischer Schritt.
Die Lieder von Geoffrey Gurrumul Yunupingu sind so einfach wie die von Cat Stevens, sein Gitarrenspiel mindestens ebenso schlicht. Mit seinen Arrangements verkitscht Yunupingu seine simplen Songs jedoch zum Teil so sehr, dass es unerträglich wird. Über weite Strecken plätschern sie gleichförmig dahin. Kaum vorstellbar, dass es Lieder in der Art der Ureinwohner sein sollen. Traditionelle Bezüge vermutet man allenfalls gelegentlich, etwa im Intro von "Galiku". Anders als bei den meisten westafrikanischen Musikern hat man nicht den Eindruck, einen Einblick in eine musikalische Tradition zu bekommen.
Ganz anders seine Texte, die er fast ausnahmslos in den Dialekten der Yolngu schreibt. Soweit sie verständlich sind – das Booklet bietet die englische Transkription – sind sie poetische Stimmungsbilder oder Beobachtungen, in die Anspielungen auf die Tradition und Glaubenswelt der Aborigines verwoben sind. Das eröffnet ein Spannungsfeld, das die Musik nie bietet. Aber es lässt auch völlig ratlos zurück, da sie nicht weiter erklärt werden.
Der Erfolg, der mit Charts-Notierungen in Großbritannien und Deutschland auch in Europa zu erwarten ist, zeigt, dass die schlichten Lieder von Geoffrey Gurrumul Yunupingu nicht nur in seiner Heimat ankommen. Vielleicht, weil sie dem Bedürfnis nach Überschaubarkeit und Einfachheit in Zeiten der Krise und Unsicherheit entgegenkommen, weil Yunupingus helle Stimme betört, dazu kommen Exotik und die besonderen Lebensumstände des Künstlers.
(Ohne Wertung, da der Bezug zur musikalischen Tradition nicht richtig eingeschätzt werden kann.) [noi]


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