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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #605 vom 03.11.2008
Rubrik Texte - lesen oder hören

Herbert George Wells "Der Unsichtbare"

Hörbuch – Menschheitstraum erfüllt, grausam gescheitert – Genialer Roman, großartige Lesung
(3CD; Lübbe Audio)

Ende des 19. Jahrhunderts vibrierten Visionen von phantastischem wissenschaftlichem Fortschritt in den braven Bürgerhirnen der westlichen Welt. Diesem Sehnen gab der britische Schriftsteller H.G. Wells sensationellen Ausdruck: In "Die Zeitmaschine" (1895) lässt Wells einen Wissenschaftler durch die Zeit in grausame Zukünfte reisen; in "Die Insel des Dr. Moreau" (1896) führt ein tyrannischer Wissenschaftler genetische Experimente durch und erschafft Tiermenschen; in "Der Krieg der Welten" (1898) berichtet ein gehetzter Journalist reportageartig von der Invasion Außerirdischer. Für viele, unter anderem Stanislaw Lem, galten und gelten diese Romane als die besten Science-Fiction-Romane aller Zeiten. Die zahlreichen Hollywood-Verfilmungen der letzten Jahre unterstreichen deren Strahlkraft auch nach mehr als 100 Jahren: Die Erfüllung menschlicher Wunschträume führt bei Wells regelmäßig in die Katastrophe. Dies Spannungsfeld ist so anziehend, weil menschlich plausibel.
Dieses Muster exerziert H.G. Wells auch in seinem vierten genialen Roman der 1890er Jahre: "Der Unsichtbare" (1897). An einem kalten Tag steigt ein bizarrer Mann in einem englischen Gasthof ab: Er ist in Hut und Mantel gehüllt, das Gesicht komplett bandagiert, vor den Augen schwarze Brillengläser. Anhand von tagebuchartigen Dokumenten, Aussagen und Erinnerungsprotokollen rekonstruiert sich Phase für Phase die fesselnde Geschichte des Chemikers Dr. Griffin. Griffin hat nach jahrelanger Forschungsarbeit die Formel entdeckt, mit der er sich unsichtbar machen kann. Doch nun von Aggressionsschüben und Allmachtsphantasien beherrscht, mutiert er zum Dieb und Mörder; die gejagten Dorfbewohner bringen Griffin schließlich mit Schaufelhieben zur Strecke.
Der Schauspieler Bodo Primus brilliert hier, indem er, nach Art des virtuosen Vorlesers Rufus Beck, jeder Rolle eine eigene Stimme verleiht. Der Mann klingt wie ein Hörspiel-Ensemble und bringt den Stoff mit der im Text angelegten dokumentarischen Glaubwürdigkeit herüber.
Die Hollywood-Adaption unter dem Titel "Hollow Man – Unsichtbare Gefahr" (2000), in der Kevin Bacon die Hauptrolle spielt, greift nur die Grundidee auf, kopiert einige Schlüsselszenen des Romans, kann aber mit der Dramatik des Originals nicht mithalten. Kurz: Bodo Primus schlägt Kevin Bacon um Längen! [vw: @@@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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