#515 vom 18.12.2006
Rubrik Texte - lesen oder hören
Christopher Paolini "Eragon"
Hörbuch – Erinnerung an eine grandiose Lesung
(17CD; Random House Audio)
"Eragon"? Ein monologisierendes MP3-Handy? Viagra für die Frau? Ein Taschentuch mit Lotus-Effekt? Falsch: "Eragon" läuft jetzt in unseren Kinos und wird satt verrissen. Das Filmbuch, der Soundtrack, das PC-Spiel – sie alle stehen zur Vermarktung bei Fuß. Und wir dürften nicht über einen sogenannten 'integrierten Marketingansatz' gähnen, wenn nicht auch das gute alte Buch längst mit neuem Filmcover stapelweise zum Verkauf stünde. Die Maschine rollt. So geht das.
Aber halt! Das alte Hörbuch? Was ist mit dem? Die ungekürzte Lesung mit einer sagenhaften Länge von 1.200 Minuten auf 17 CDs ist bereits 2005 erschienen. Andreas Fröhlich liest hier mit einer Inbrunst und dialogischem Esprit, wie sie sonst nur von Rufus Beck bekannt waren. Der Satz muss heraus: Diese Lesung ist grandios!
Nochmal halt! Die Story? Mit 15 Jahren begann der Autor Christopher Paolini mit "Eragon" ein sattes Fantasy-Epos zu schaffen, welches 2003 als Buch erschien. Kein Zweifel, Eragons Patenonkel ist "Der Herr der Ringe".
Paolini dachte sich einen gleichaltrigen Burschen namens Eragon aus, den er mit seinem Onkel und seinem Cousin in einem Dorf in den Bergen von Alagaesia leben lässt. Die Familie kann mehr schlecht als recht in der kargen Welt zurechtkommen, aber Eragon ist zufrieden. Als er eines Tages auf der Jagd einen blauen, geschliffenen Stein, den weiße Adern durchziehen, findet, gerät seine Welt aus den Fugen: Erst schlüpft aus dem Stein, der sich als Ei entpuppt, ein Drache, dann wird er verfolgt und seine Familie ermordet. Eragon zieht mit seinem Drachen aus, die Mörder zu finden.
Die Figurenkonstellationen, die das Spektrum zwischen Gut und Böse abdecken, sind nicht neu. Wie könnte das seit Tolkien auch sein? Frodo und Sam lassen beinahe in jedem Historien- oder Fantasy-Epos seit dem "Herrn der Ringe" herzlich grüßen. Dennoch sticht Eragon durch seine pralle, facettenreiche und anschauliche Sprache aus der Masse deutlich heraus. Und diese Sprache von Andreas Fröhlich zum Leben erweckt, das ist ein kaum zu toppendes Hörerlebnis. [vw: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#580: Michael Scott "Der unsterbliche Alchemyst. Die Geheimnisse des Nicholas Flamel"> [vw:Â @@@]
<#539: Kai Meyer "Lanze und Licht"> [vw:Â @@@]
<#518: Kai Meyer "Seide und Schwert"> [vw:Â @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a115345