#474 vom 27.02.2006
Rubrik Neu erschienen
Dienz "Zithered"
Ein altes Volksmusikinstrument für neue Klänge: Dienz macht die Zither zum Avantgarde-Instrument
(CD; Hoanzl)
Wenn ein Musiker wie Georg Ringsgwandl zur Zither greift, möchte er sich damit vor allem über die Volksmusik und die Einstellung deren Liebhaber lustig machen. Dafür muss er das Instrument kaum beherrschen. Dem österreichischen Fagottisten und Komponisten Christof Dienz reicht das nicht. Um dem Instrument zu neuen Ehren zu verhelfen, braucht er es auch nicht zu bedienen. Seine Kraft schöpft sich trotzdem nicht aus falsch verstandenem Dilettantismus. Die Zither liefert Dienz bloß Klänge, die er meistens bearbeitet und stark verfremdet einsetzt. Damit hat er sich auch von der Arbeit mit seiner früheren, längst aufgelösten Gruppe Die Knödel weit entfernt, die in ihrer furiosen Musik viele volksmusikalische Einflüsse aufgegriffen hatte.
Die Grundlage der Kompositionen sind die natürlichen Klänge der Zither, die Verwendung von Loops und Verfremdungen zeigt die Nähe zur elektronischen Musik. Ohne diese wäre auch "Zithered" mit überwiegend experimentellen, aber immer wieder auch groovigen Stücken kaum denkbar. Deutlich wird Dienz' Lust am Experiment und sein kindlich wirkender Spielwitz. Sein – auf die Zither bezogen – spielerisches Unvermögen ermöglicht ihm die Entdeckung neuer Klänge und Arrangements. [ms: @@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#478: Lorenz Mühlemann "Die griffbrettlosen Zithern"> [vw: @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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