[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #470 vom 30.01.2006
Rubrik Neu erschienen

Ray "Deep Blue Happy"

Sphärische Melancholie – Nach langer Vorgeschichte erscheint endlich das erfolgversprechende Debüt-Album
(CD; Pitu)

An der britischen Band Ray ist einiges außergewöhnlich. Da wäre zuallererst die Veröffentlichungsgeschichte des Albums, für die das Wort Odyssee wie eine Verniedlichung klingt. "Deep Blue Happy" wurde nämlich bereits im Sommer 2003 aufgenommen, worauf jedoch eine Trennung vom Label Rough Trade folgte sowie das Verschwinden der Tapes erst in Berliner Spelunken und später in den Katakomben eines ebenso interessierten wie augenscheinlich verschnarchten Labels. Da platzte der Band der Kragen und sie gründeten ihre eigene Plattenfirma, um ihr Debüt endlich unter die Leute zu bringen, zwei Jahre später als geplant.
Manchmal lohnt sich das Warten. Außergewöhnlich ist nämlich noch mehr bei Ray, zum Beispiel die Stimme von Nev Bradford, die man nicht anders als samtweich nennen kann. Aber auch die Kompositionen der Band entziehen sich vorschnellen Schlüssen. Hier funktioniert nichts nach dem altbekannten Muster Strophe-Refrain-Strophe etc. Einen richtigen Refrain gibt es eigentlich kaum einmal. Dafür bietet die Band in epischer Breite vorgetragene Melancholie für Fortgeschrittene, mit einem Schmachten in den Tönen, gegen das Coldplay-Sänger Chris Martin wie ein Rock'n'Roller wirkt. Böse Zungen würden sagen, das sei Mädchenmusik. Wenn damit gesagt sein soll, dass es bei dieser Musik keinerlei Misstöne gibt, dann kann man nur zustimmen. In ihren besten Momenten erinnern Ray an Divine Comedy; für eine Band aus London klingen sie erstaunlich nach geerdeten Hinterwäldlern aus Norwegen (und das sollte als Kompliment verstanden werden).
Eine Mischung aus David Gray und Elliott Smith, mit einem Schuss Slideguitar und viel Pathos. [tm: @@@]

@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight

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