#451 vom 29.08.2005
Rubrik Texte - lesen oder hören
Edo Reents "Neil Young"
Kenntnisreich, aber leblos und trocken
(Geb.; Rowohlt)
Neil Young hat immer wieder das Lebensgefühl seiner Hörerinnen und Hörer getroffen. In den 1960-er Jahren, als er mit "Ohio" ein eindringliches Protestlied vom Stapel ließ, oder drei Jahrzehnte später, als sich eine neue Generation von seiner steten Kompromisslosigkeit, seiner musikalischen Heftigkeit und vielen zeitlosen Songs beeindruckt zeigte. Jetzt ist er sechzig und bekommt von Edo Reents eine Biographie wie eine Doktorarbeit. Nicht so viele Fußnoten, aber so trocken. Beständig stellt Reents seinem Idol dessen Teilzeitweggefährten Crosby, Stills und Nash gegenüber – klar, dass Young dabei gut abschneidet. Aber das muss man nicht endlos repetieren.
Das ärgerlichere Manko ist, dass Reents eine reine Papierarbeit abliefert und sich dabei selbst um emotionale Einschätzungen drückt. Mit Young hat er nicht gesprochen, dessen Anfangsjahre kennt er ohnehin nur vom Hörensagen und aus Büchern. So liest sich zumindest seine Biographie. Die bietet ein vollständiges Knochengerüst, das Fleisch bleibt er uns schuldig.
Es bleibt der Eindruck, dass sich Reents als Fan zurückgenommen hat, um objektiv zu berichten. Das macht die Biographie leblos – und mit Objektivität kommt man dem Widerborst sowieso nicht bei. [ms: @@]
<#015: Neil Young & Crazy Horse "Broken Arrow"> [bs]
<#063: Neil Young & Crazy Horse "Year Of The Horse"> [bs:Â @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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