#390 vom 24.05.2004
Rubrik Tipp der Woche
Otis Taylor "Double V"
Blues als packender, ewigwährender 'State of Mind'
(CD; Telarc)
Er spielt, als wäre der Blues für ihn gemacht worden. Inspiriert durch Etta James und Muddy Waters wusste Otis Taylor aus Denver schnell, dass Blues seine Passion sein würde. Von kleinen Erfolgen seiner Otis Taylor Band verwöhnt, winkte ein Plattenvertrag unter der Prämisse kommerzieller Anpassung an den allgemeinen Geschmack. Taylor lehnte ab und zog sich für kleinere Projekte aus dem großen Geschäft zurück, bevor er einen Antiquitätenladen eröffnete und den Blues nur noch zum Spaß mit Freunden zelebrierte. Auch eine Einladung Ry Cooders holte Taylor nicht in die breite Öffentlichkeit zurück. Nur einer blieb hartnäckig: Bassist Kenny Passarelli (Joe Walsh, Elton John). Ein öffentliches Konzert und ein Zufall später besann sich Taylor wieder auf seine wahre Berufung: den Blues in allen Facetten.
"Double V" bestätigt den Eindruck des ausgezeichneten Vorgängers "Truth Is Fiction", nämlich den eines vom Leben gegerbten Blues-Individuals, das fernab jedweder Klischees mit eigenwilligen Songs und ebenso eigenwilliger Instrumentierung (im Studio erneut kein Schlagzeug, dafür verhallte Gitarren, Banjo, Mandoline, Harmonica, Tochter Cassie am Bass, dazu Celli und Trompete) nach einer eigenen, neuen Ausdrucksform sucht: hypnotisch flirrende Blues-Scapes, mehr Afrika als Wal-Mart, anti-rassistische Statements, meditative Mantras über nur einen Akkord – mit Otis Taylor hat der Blues einen aktuellen Troubadour im Geiste der alten gefunden. [bs/mic: @@@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#532: Otis Taylor "Definition Of A Circle"> [bs:Â @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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