#371 vom 15.12.2003
Rubrik Texte - lesen oder hören
Andreas Eschbach "Eine Billion Dollar"
Hörspiel: Herausfordernder Stoff für lange Diskussionen
(4CD; LübbeAudio)
Über Lottogewinner liest man meist, dass sie sich totsaufen oder nach einem blödsinnigen Investment letztlich mit lebenslangen Schulden dasitzen. Der deutsche Bestseller-Autor Andreas Eschbach, dessen Roman "Das Jesus Video" derzeit in Hollywood zur Verfilmung ansteht, simuliert Ähnliches in seinem Roman "Eine Billion Dollar", nur hunderttausendfach gesteigert: Der mittellose New Yorker Pizzabäcker John Salvatore Fontanelli erbt am 23. April 1995 von einem Urahnen eine Billion Dollar. Das macht den Pizzabäcker schlagartig zum reichsten Mann der Erde, zwanzigmal reicher als Bill Gates. Woher stammt das Geld? Ein Vorfahr Fontanellis, Giacomo Fontanelli, hatte vor 500 Jahren, also am am 23. April 1495, sein Vermögen von umgerechnet 10.000 Dollar angelegt. Der Zinseszinseffekt machte das kleine Vermögen über die Jahrhunderte zum größten. Eine Prophezeiung hatte Giacomo Fontanelli inspiriert, sein Vermögen dem in 500 Jahren jüngsten männlichen Nachkommen seiner Familie zu vermachen. Der Nachfahr sollte das Geld dafür einsetzen, den Fortbestand der Welt zu sichern.
Malcom McCaine, der Fontanellis umstrittener Berater wird, stellt für seinen verwirrten Chef fest: "Geld ist die größte Kraft auf diesem Planeten. Wenn Sie Geld haben, haben Sie alles andere auch. Sie haben einen Namen. Sie genießen Ansehen. Man erweist Ihnen Achtung. Geld, Mister Fontanelli, ist Macht. Man liebt Sie!" Fontanelli gründet den größten Konzern der Welt. Sein Geld reicht dazu, wirtschaftlich und politisch den größten Einfluss auf den Lauf der Dinge zu nehmen. Ein extra entwickeltes kybernetisches Computerprogramm soll die Auswirkungen seiner Entscheidungen auf die nächsten fünfzig Jahre voraussagen und die Welt retten!
Der einstige Pizzabäcker John Fontanelli versucht sich so bestmöglich dem schweren Erbe zu stellen und Gutes zu bewirken – doch die Zusammenhänge sind komplex: Persönlich wird Fontanelli hintergangen, politisch gibt es unerwartete Friktionen und wirtschaftlich tun sich Grenzen auf. Eschbach ist ein großer Roman gelungen, nicht stilistisch, sondern in seiner atemlos machenden Idee. Andreas Eschbach betont, dass er für die wirtschaftlichen, politischen und historischen Zusammenhänge Jahre recherchiert hat.
Auf vier CDs hören wir diesen Roman als faszinierende Hörspielversion: Andreas Pietschmann spricht Fontanelli, auch der großartige Felix von Manteuffel (McCaine) ist dabei, ebenso Hansi Jochmann (CNN-News-Sprecherin), Ingo Hülsmann (Eduardo), Hans-Peter Hallwachs (Gregorio), Horst Sachtleben (Padrone) und Maria Schrader (Ursula). Wie viele Diskussionen habe ich über diese Idee schon geführt! Die Faszination reißt nicht ab. [vw]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#391: Andreas Eschbach "Der Letzte seiner Art"> [vw]
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