#355 vom 25.08.2003
Rubrik Tipp der Woche
Pernice Brothers "Yours, Mine & Ours"
Kuscheln und Kratzen – Die Gitarrenpop-Platte dieses Jahres?
(CD; One Little Indian)
Auf die Suche nach dem perfekten Song muss sich Joe Pernice nicht mehr begeben. Hat er doch schon etliche davon in verschiedensten Formationen und Konstellationen veröffentlicht. Dabei ging es ihm nie nur um schnöden Wohlklang. Das krasse Nebeneinander von melodieverliebter Glückseligkeit und drastischer Vergänglichkeitslyrik, schwelgerischer Exaltation und Weltverneinung machte den Reiz aus. Neu ist, dass diese Themen nun durchgängig etwas weniger misanthropisch geraten sind. Neu auch, dass die Einflüsse der großen B's (Beatles, Beach Boys) zugunsten Spät-80er-Wave-Präferenzen (New Order, Smiths, Cure) entkräftet wurden. Nicht neu hingegen ist die überragende Qualität fast jeder Pernice-Produktion und auch in diesem Falle zumindest zu Dreivierteln Weltklasse.
Dabei gelingt den Brüdern (männlichen wie weiblichen) erneut das Kunststück, doppelbödige Songs zu entwerfen, die eine trügerische Wärme ausstrahlen und es dann faustdick hinter den Ohren haben. Da wird die Sonne herein gelassen, nur um wenig später den dicken schwarzen Vorhang zuzuziehen.
"Yours, Mine & Ours" ist eine Platte, die wehmütig macht und glücklich zugleich. Diese sehnsüchtige Stimme, die weichen, endlosen Melodien und nicht zuletzt, die bittersüßen Texte... Was soll ich sagen... Das hat sowas von Klasse. [bm: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#371: Bert Masius: 2003, das war's schon?> [bm]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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