#347 vom 23.06.2003
Rubrik Frisch aus den Archiven, Artikelreihe Uncle Tupelo wiederaufgelegt (Teil 1)
Uncle Tupelo "No Depression"
Americana – Country-Power-Rock – 1990
(CD; Columbia/Legacy)
"No Depression" war ein programmatischer Titel, denn es war das Cover eines Songs der Carter Family. Damit drückten sie genau den Brückenschlag vom Damals ins Jetzt aus, der die ganze Musikrichtung prägte, die Jay Farrar, Jeff Tweedy und Mike Heidorn (mit)begründeten. Das erste Album der drei Jungs aus dem Provinz-Städtchen Belleville (Illinois) war bereits eine Wanderung zwischen den Wurzeln (Country, Bluegrass, Folk) und der Gegenwart (Punk, Grunge). Dabei suchten sie ihren eigenen Klang, fanden ihn aber noch nicht ganz. Zwar sind viele Ansätze unüberhörbar, aber sie werden noch nicht vereinigt und verdichtet. "No Depression" oder "John Hardy" (die beiden Cover-Versionen des Original-Albums) sind klassische Country/Folk-Nummern, die krachenden "Graveyard Shift" oder "Factory Belt" sind hingegen Uptempo-Rock-Songs mit Punk-Anleihen, bei denen die zeitgenössische Verwandtschaft zum Grunge deutlich wird. Brückenschläge wie "Whiskey Bottle" wirken dabei musikalisch noch etwas unbeholfen, da krachende und akustische Teile unvermittelt nebeneinander gestellt werden. Dennoch klingt alles schon sehr erwachsen (nicht zuletzt wegen der Stimme von Jay Farrar) und so gar nicht wie ein Debüt-Album.
"No Depression" wies der Band eine gute Zukunft. Die Bonus-Tracks verfolgen die Anfänge weiter zurück. Mit "Blues Die Hard" ist ein Song von 1987 dabei, und die Demo-Version von "No Depression" aus dem Jahr 1988 erscheint als erste Annäherung an das Country-Genre. [hb: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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