#320 vom 18.11.2002
Rubrik Neu erschienen
Dawn Of The Replicants "Touching The Propeller"
Psychedelic, Pop – Abgehobene R'n'R-Priester
(CD; Flying Sparks)
Nick Cave, sollte er "Touching The Propeller" hören, wird sich möglicherweise in seine Vergangenheit zurückversetzt fühlen. Das Rotznäsige, Ungeschliffene, Rohe, Ungestüme zieht sich nämlich durch das gesamte Album von Dawn Of The Replicants. Die verzerrten Psychedelia-Einschübe, wahr gewordene Verrücktheiten mit diversen Soundcollagen, dazu die elektrische Country-Gitarre im Cash-Gewand und dieser abgehobene, majestätisch bizarre Gesang führen uns durch prickelnde Melodien und absurde Klangideen. Die Band fungiert wie ein abgehobener Priester, der nicht jedes Wort von Gott versteht, und schon auch einmal auf diverse Einflüsterungen hört (hören muss), und dabei die Gläubigen ungläubig zurücklässt. Aber die Replikanten bewegen sich im Pop-Genre sehr sicher, auch wenn sie das flockig-heitere Element mitunter beiseite schieben und sich exzentrisch geben.
Nun, vielleicht ist das ihre Form von Protest. Protest gegen die überhand nehmende musikalische Misere, die sich weltweit durchsetzt. Möglicherweise ist "Touching The Propeller" überspitzter Humor und Dawn Of The Replicants sind die gefallenen Engel, ausgestattet mit dem R'n'R-Herz. Zeitlos, ewig und atemlos machend. Irgendwie irre. Aber irre gut. [mh: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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