#262 vom 24.09.2001
Rubrik Tipp der Woche
Live "V"
Rock – Erwartungen werden hier geschickt umdribbelt
(CD; Polydor)
Alben, die unter dem Eigennamen oder mit einer Ziffer versehen veröffentlicht werden, nehmen häufig eine besondere Stellung im Schaffen eines Künstlers ein. Ich weiß nicht, was noch kommt, aber bis dato ist "V" das überraschendste Album des Pennsylvania Vierers. War der Vorgänger "The Distance To Here" ein straightes Rockalbum, sind Live diesmal noch experimenteller als auf dem unterbewerteten "Secret Samadhi". Dabei reitet die Band nicht willenlos auf Trends herum, sondern setzt diese präzise und gekonnt ein. Inspiriert von Hip Hop und Crossover bewegen sich Live in einem ähnlichen Fahrwasser wie Dave Navarro, der der alten Tante Rock dieses Jahr ja auch einige Frischzellen gespritzt hat. Akustischer Fixpunkt ist immer noch die markante Stimme von Ed Kowalzcyk, der eine emotionale Gesangsleistung par excellence abliefert. Textlich ist er spirituell wie immer, wobei die Begriffe "Holy" und "Love" eindeutig seinen momentanen Kosmos bestimmen. Genial das knallige "Deep Enough", das in einem düsteren Remix am Ende der Platte die Originalversion deutlich in den Schatten stellt. Auch wenn Live immer eine sehr amerikanische Rockband waren, stromlinienförmig waren sie nie, aber eine so kantige Scheibe hätte ich nicht erwartet. [dmm: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#275: Dirk-Michael Mitter: Bestenliste 2001> [dmm]
<#263: Uwes Fernsehtipp 14.10.2001: Rockpalast> [um]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a107570