#187 vom 27.02.2000
Rubrik Live - Musik spüren
Bryan Ferry, 21.2.2000, Kurhalle Oberlaa, Wien
Mr. Elegance war hier und das Publikum liebte ihn. Gesackelt und gestriegelt präsentierte er sich butterweich und verliebt in den Mythos der alten Lieder, wie sie auf "As Time Goes By" zu finden sind. Sein Orchester tat, was es fähig war zu tun und beherrschte all die Jazz-Standards aus dem Eff-Eff, ohne sich scheinbar viel anstrengen zu müssen. Anders bei den Ferry-Kompositionen bzw. bei den Cover-Versionen, die aus der "Rock-Neuzeit" stammen: Zumindest der Gitarrist hatte seine liebe Not die richtige Stimmung zu finden. Bei "Jealous Guy" z.B. klang er (eigentlich die Gitarre) wie eine schlechte Santana-Kopie, also furchtbar. Das soll aber auch schon die einzige Negativ-Kritik an diesem Konzert sein. Die Interpretationen lebten von Bryan Ferry und er war an diesem Abend ziemlich lebendig und hatte seinen Spaß. Sein Gesang jagte einem wohlige Schauer über den Rücken und mit "Casanova" und "Bitter-Sweet" zog er zudem zwei Höhepunkte aus dem Roxy Music-Fundus. "Bitter-Sweet" beinhaltet eine Strophe in deutscher Sprache: "Nein – das ist nicht/ das Ende der Welt/ Gestrandet an Leben und Kunst/...", was auch als politisches Statement Österreich betreffend gewertet werden könnte, in Wahrheit aber reinen Unterhaltungswert besitzt. Natürlich. Nach 90 Minuten war leider alles zu Ende. Aus und vorbei. Das Konzert. Natürlich. [mh]
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