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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #653 vom 23.11.2009
Rubrik In aller Kürze

Business Punk

Punk ist tot. Wird zumindest schon seit rund 30 Jahren behauptet. Spätestens jetzt wird er final zu Grabe getragen von Gruner & Jahr mit der Neuerscheinung des Business Lifestyle Magazins "Business Punk". »Work hard, play hard« ist der markige Slogan und dafür wird dann auch gerne nochmal das ach so maskuline Foto von Richard Branson rausgekramt, der mit einem recht aparten Nackidei auf dem Rücken Wasser-Ski fährt. Ist das also Punk, wenn man tagsüber fette Deals abschließt und sonst richtig abfeiert? Klar! Hat man sich schließlich verdient, wenn man zwölf Stunden am Tag keult, abends auch mal auf dem Tisch zu tanzen und sich den Schlips um die Stirn zu binden. Oder ist vielleicht doch eher Ani DiFranco ein Business Punk, die als junge Frau ein Label auf die Füße gestellt hat, um unabhängig ihrer kreativen Vision folgen zu können? Und was bin ich, wenn ich mein täglich Brot bei einem internationalen Finanzkonzern verdiene und abends auf ein Rise-Against-Konzert gehe? Unangepasst oder eher ein Verräter an den Idealen, die Punk ausmachen? Ist Punk nicht mehr als eine bunte Frisur, Bier und »Ey, haste mal 'nen Euro? Is für meinen Hund!«? Wie oft muss man noch erklären, dass Punk eine Lebenseinstellung ist – oder wenigstens sein sollte – und definitiv nichts damit zu tun hat, wer die fettesten Autos fährt, aber auch nicht damit, wer am versifftesten rumläuft? Man kann nur hoffen, dass sowohl Redaktion als auch Leser mit einem ironischen Bruch an die Sache rangehen, ansonsten muss man sich direkt übergeben, sollte tatsächlich jemand sagen, er sei ja mehr so ein Business Punk. Das ist ähnlich peinlich, als würde man zu einem Youngster heute sagen: »Du, ich hatte auch mal lange Haare«.
Dabei ist die Idee des Magazins im Kern nicht verkehrt: In keiner Versicherung und in keiner Bank sind die Menschen so langweilig oder so gierig, wie sie die Öffentlichkeit gerne sieht, aber zwischen Punk und Partydekadenz liegen ein paar Buchstaben. Und die Schublade 'Business Punk' ist wirklich zu albern. Hier werden völlig sinnfrei zwei Klischees vermengt, um eine neue Pseudo-Zielgruppe zu generieren. Wer Zweifel hat: Zum Launch kann man ein Business-Seminar in St. Gallen und einen (Achtung O-Ton) »punkigen Kasten Bier« gewinnen. Wer mir von dieser Bande – ohne zu googlen – erklären kann, was Straight Edge ist, bekommt einen Frisörgutschein. Und einen Euro für den Hund. [dmm]


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