#628 vom 11.05.2009
Rubrik Neu erschienen
MÃsia "Ruas"
World/Portugal/Fado – Tradition und Grenzüberschreitungen
(2CD; Polydor)
Warum sind die Portugiesen nur so traurig? Weil sie fast alle ihre Schiffe und damit ein ganzes Weltreich verloren haben? Vielleicht wird man ja so, wenn man an den Rand von Europa gequetscht sehnsüchtig auf den stürmischen Atlantik blickt.
Die Fado-Sängerin MÃsia schaut quasi von Paris aus in ihre alte Heimat und 'erwandert' musikalisch auf der ersten CD "Lisboarium" ihres Doppelalbums "Ruas" die Straßen von Lissabon. MÃsia bedient sich dabei im Wesentlichen der Mittel des traditionellen Fado, erweitert aber die Instrumentierung. Früher wurde sie dafür sowohl aus dem bürgerlich traditionellen Lager als auch von progressiven Leuten angegriffen. Heute ist Susanna Alfonso de Aquiar alias MÃsia etabliert und gilt als moderne Nachfolgerin von Amália Rodriguez. Als Sprache für ihre vielfältigen Texte dient ihr dabei nicht nur Portugiesisch, sondern auch Französisch, Spanisch und Englisch.
Die zweite CD des Albums – genannt "Tourists" – spannt den Bogen noch weiter von französischen Chansons über Bolero, Tango zum internationalen Pop. Warum man ausgerechnet "Hurt" (Nine Inch Nails) und Love Will Tear Us Apart (Joy Division) – beide in der jungen Vergangenheit schon höchst erfolgreich gecovered – als internationale Aufreißer verwendet hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Sonst ist das Album aber makellos.
Sowohl Anhänger der Nischen-Musik Fado, als auch aufgeschlossene Pop- oder Weltmusik-Hörer werden hier sehr lange (90 Minuten!) Spaß haben und das immer wieder. [lp: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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