#615 vom 02.02.2009
Rubrik Texte - lesen oder hören
Tilman Rammstedt "Der Kaiser von China"
Hörbuch – Der Bachmann-Preisträger liest seinen Roman
(4CD; Hörverlag)
Gut erfunden ist schon halb erlebt: Tilmann Rammstedt erzählt eine doppelte Geschichte. In seinem natürlich frei erfundenen Roman über Keith Stapperpfennig und dessen Großvater bringt er gleich weitere, trickreich montierte Lügengeschichten unter: die von seiner Reise nach China und die vom Großvater selbst erzählte, phantastische Lebensgeschichte.
In Rückblenden erzählt er vom Aufwachsen der Geschwister beim Großvater, dessen ständig wechselnde, durchweg junge Haushaltshilfen zu Stiefgroßmüttern werden – bis Enkel Keith mit einer von ihnen beinahe beim Standesamt landet. Eingeflochten in die ungestüme Geschichte erzählt Keith, was ihm der Großvater von seinem ereignisreichen Leben berichtet. Schon bald verzichtet man darauf, 'Tatsachen' und Flunkereien auseinanderhalten zu wollen und gibt sich den ereignisreichen Geschichten hin.
"Der Kaiser von China" lebt von der überbordenden Phantasie des Fön-Sängers Tilman Rammstedt, der eine amüsante Episode an die andere reiht, dafür jedoch immer wieder die gleichen Stilmittel einsetzt. Am Ende des vom Autor selbst hastig gelesenen Textes, also mit dem zur Geschichte passenden Lesetempo, steht zwar nicht mehr als Unterhaltung – die aber ist über fast viereinhalb Stunden wirklich ausgezeichnet. [noi: @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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