#576 vom 24.03.2008
Rubrik Feature
Inselplatten Northern Lite
Zur Veröffentlichung ihres Albums "Super Black" (Vertigo) haben uns drei der Pathos-Elektronik-Rocker von Northern Lite und Produzent Sebastian Bohn eine bunt gemischte Inselauswahl verraten.
Andreas Kubat (Gesang)
- Led Zeppelin "Mothership" – Wenn man ein Led Zeppelin Album hört (egal welches) ist das immer ein wenig so wie mit der Ricola-Werbung: Man denkt alle zwei Minuten »Und wer hat's erfunden?« Ständig hört man irgendwelche Riffs, Samples oder Drumparts, die man längst dem Genius irgendeiner anderen 'gottgleichen' Rockband der letzten 30 Jahre zugeschrieben hatte. Und nun muss man erfahren, dass die irgendwie alle bei Jimmy Page & Co. geklaut haben. Außerdem waren sie die Ersten, die es abgelehnt haben, Singles zu produzieren. Sie zwangen ihre Fans somit, mehrere, auch noch bis zu zehn Minuten lange Songs zusammengefasst auf einer Platte zu kaufen. Das Verkaufsformat 'Album' haben diese Typen damit ebenfalls erfunden. Beängstigend.
- Masters Of Reality "Deep In The Hole" – Zeitloser Stoner-Rock aus den Neunzigern. Sehr eigen und doch irgendwie vertraut. Liegt vielleicht daran, dass Bandchef Chris Goss ein ex-Kyuss ist und auch Josh Homme bei einigen Tracks mitgearbeitet hat. Ich habe mehrere Durchläufe gebraucht, aber nun ist es in der Top-Wiedergabeliste meines ...ähm... MP3-Players – der aus derselben Gegend kommt wie die Band :-) ... und mit Solartechnik aus'm Valley oder Frankfurt/Oder geht der Saft auch niemals aus.
- George Harrison "Cloud Nine" (2004 Remastered) – Hatte ich schon als Tape. Für die Insel würde ich's noch mal auf den iPod ziehen. An diesem Album kann man gut hören, dass Lennon und McCartney allein eben nicht die Beatles waren. Das Songwriting ist genauso durchdacht und spielerisch wie eh und je und klingt trotz allem frisch und druckvoll. Denkt man sich noch die Stimme von John Lennon dazu, dann klingt es wie ein ganz normales, etwas rockig geratenes Beatles-Album aus den Achtzigern.
- Nine Inch Nails "The Downward Spiral" – Manchmal muss es eben einfach wehtun. Wenn es soweit ist, dann ist dieses Album die erste Wahl. Es tritt und schlägt nach einem, sticht und schneidet, blutet und schreit voll blinder Wut. Muss ich noch erwähnen, dass "Hurt", das tatsächlich noch bessere Original des Johnny-Cash-Covers, auch drauf ist? Ich denke nein ;-) Für die Schattentage auf dem Eiland.
- Talk Talk "The Spirit Of Eden" – One of the deepest records ever made. Wer nicht glaubt, dass man mit Hilfe von Musik in das Innerste eines Menschen sehen kann, wird mit Hilfe dieses Albums eines Besseren belehrt.
- Portishead "Dummy" – The ultimate record to make love to... ;-) Man fährt ja schließlich nicht allein auf 'ne Insel, oder?
- The Melvins "Stoner Witch" – Die ultimative Stoner-Heavy Metal-Grunge-Alternative-Experimental- und Comedy Rock-Platte. Alles in einem und bis heute unerreicht. Für die komischen Momente.
- Rage Against The Machine "Rage Against The Machine" – Ich bin nun mal Rock-Gitarrist. Die beste Produktion der Neunziger Jahre. Soundtechnisch und konzeptionell. Außerdem die tighteste Band dieses Planeten.
- Mad Daddy's "Fifty Dollar Baby/Music For Men" – Habe ich in einem Brocante-Laden an der französischen Atlantikküste erworben. Der primitive, aber trotzdem bombastische Klang dieser Testosteron-triefenden Mini-LP ist, so wie die Stimme des leider 2006 verschiedenen Sängers Stinky Sono Buoni, reinstes Audio-Viagra. Außerdem eine der wenigen Platten, bei denen der Produzent (in diesem Fall Poison Ivy von den Cramps unter dem Decknamen Teresa Mendoza), abgesehen von einem Ganzkörper-Netzstrumpf, nackt auf dem Cover posiert.
- Violent Femmes "Add It Up" (1981-93) – Es gibt immer mal wieder Momente, wo man durch Zufall alte Juwelen in seiner Musiksammlung wieder findet, quasi neu entdeckt. So geschehen mit Violent Femmes, die ich früher schon sehr gemocht habe. "Add It Up" bietet einen schönen Querschnitt über das Schaffen der Jungs und darf deshalb mitkommen.
- Jose Gonzalez "In Our Nature" – Ein relativ neues Album und perfekt umschrieben mit den Worten 'weniger ist mehr'. Gonzalez erreicht es mit oder trotz reduzierten klassischen Pop-Elementen seine Musik frisch klingen zu lassen. Hör ich derzeit einfach sehr gerne.
Permalink: http://schallplattenmann.de/a116797