#500 vom 04.09.2006
Rubrik Neu erschienen
Joycehotel "Limits"
Postrock/Pop – Berechenbarkeit als Prinzip?
(CD; Make My Day)
Mehr als beim gefeierten, selbstbetitelten Debüt (2005) scheinen Joycehotel zugänglicher geworden zu sein. Zwar herrscht immer noch die dunkle, postrockistische Atmosphäre vor, doch sind die Songstrukturen offener, leichter, refrainähnlicher. Das macht es zum einen einfacher, einen Zugang zu finden, anderseits kann man sich auch schneller gelangweilt fühlen. Referenzen sind immer noch Bands wie Interpol, Joy Division und Radiohead – mittlerweile muss man aber auch Chris Martin und seine Band Coldplay dazuzählen (siehe "Rorschack"). Laut Selbstaussage liegt dem als Motiv aber nicht die Anbiederung an den Mainstream zugrunde, sondern der Versuch, die Songs leichter einem Live-Programm anpassen zu können. Sänger und Songschreiber Kristian Funder hat dieses Mal übrigens auch selbst produziert. Die Texte sollen angeblich weniger persönlich und allgemein politischer geworden sein, wovon man aber nichts mitbekommt, weil hier Kryptik vorherrscht.
"Limits" zeigt einmal mehr, dass diese Band in ihren eigenen Grenzen keine Wünsche offen lässt und sich keine Fehler erlaubt. Aber diese Grenzen sind ohne Zweifel erreicht. Für das dritte Album sollten sich Joycehotel neue Regionen erschließen, um nicht völlig berechenbar zu werden. Oder gehört diese Berechenbarkeit zum Prinzip? [tm: @@]
<#348: Radiohead "Hail To The Thief"> [sal:Â @@@@]
<#369: Coldplay "Live 2003"> [dmm:Â @@@@]
<http://www.joycehotel.com/>
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a114896