[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #394 vom 21.06.2004
Rubrik Neu erschienen

Marin Marais / Hille Perl - Lee Santana "Pour La Violle Et Le Théorbe"

Klassik – Traumhaft, traumwandlerisch, träumend
(CD; DHM)

Die Bremerin Hille Perl, schlichtweg die Virtuosin der Viola da Gamba, der 'Kniegeige', hat wirklich Glück in ihrem Leben: Nicht nur, dass sie eine wunderschöne Frau mit einer unglaublichen Ausstrahlung ist; nicht nur, dass sie mit einem seltenen Talent gesegnet ist, ein wirklich altes, wundervoll klingendes Instrument zu beherrschen, auch schafft sie es mit ihrem Spiel Aufmerksamkeit für Musik zu erregen, die sonst fast vergessen wäre.
Marin Marais (1656-1728) kann sich bei weitem nicht der selben Bekanntheit und Beliebtheit erfreuen, wie seine Zeitgenossen J.S. Bach, G.F. Händel oder A. Vivaldi, und dennoch bin ich mir sicher, dass dieses Album mit Werken des französischen Komponisten und Gambisten dazu beitragen wird, sein Werk populärer zu machen. Dies ist nicht nur der Verdienst seiner seltsam melancholisch wirkenden Musik, sondern vor allem der meisterlichen Umsetzung durch Hille Perl und ihrem amerikanischen Partner Lee Santana an der Basslaute zuzuschreiben. Was die beiden hier vollbringen, ist schlichtweg auf höchstem virtuosen Niveau und klingt dennoch so traumhaft leicht, so traumwandlerisch sicher, dass man sich bald schon in der Musik träumend wähnt. Fernab jeder Barock-Klischees ist Marais' Musik auch heute noch 'enjoyable', vielleicht auch, weil sie unser Vorurteil vom festlichem, opulenten Barock revidiert; de facto ist Marais' Musik auch heute noch aktuell, weil sie in ihrer Schlichtheit und melancholischen Strenge (!) zeitloser wirkt, als vieles populäre der oben genannten 'Superstars'. [sal: @@@@]

Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:

@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight

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