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[ Inhalt | >> ]Ausgabe #367 vom 17.11.2003
Rubrik Editorial

 

Liebe Leute,
dass der Plattenindustrie außer Jammern und dem Fingerzeig auf den Beelzebub Download nur noch der Gang vor den Kadi einfällt, ist bekannt. Dabei weiß sie schon, wohin die Reise hingeht: "Die eigentlichen Einnahmequellen könnten der Verkauf von Fanprodukten oder Abonnements von exklusiven Inhalten auf den Fanseiten sein oder Live-Konzerte im Abo-Kabelfernsehen", schreibt Thomas Fischermann in seinem Buch "Next Economy. Der zweite Anlauf zur Internet-Revolution" (Berliner Taschenbuch Verlag). Waren bislang die Merchandising-Einnahmen bloß Nebeneinkünfte, so werden sie in Zukunft zumindest bei Produktionen für den Massengeschmack die Haupteinkünfte sein. Die Musik ist dann bloß noch das Vehikel für den Verkauf. Sie wird von den Sponsorfirmen der Stars gleich mitvertrieben und sinnvollerweise gratis zum Download angeboten – als Anheizer für den Produktverkauf. "Science Fiction?", fragt der Autor und gibt gleich selbst die Antwort: "Die Musikfirma EMI hat einen Vertrag mit dem britischen Popstar Robbie Williams geschlossen, der sie auch an all seinen Einnahmen aus Veröffentlichungen, Tourneen und dem Verkauf von Fanprodukten beteiligt. Und der Universal Music-Chef Doug Morris hat schon angekündigt, er werde seine Beziehungen zu den Herstellern von Konsumprodukten weiter ausbauen." Damit wäre die Musik von Britney & Co. an der richtigen Stelle eingeordnet.
Aber was passiert mit den tatsächlichen Künstlern? Die werden ihre Fangemeinde selbst bedienen, wie einige der jetzt schon von Plattenfirmen geschassten Kollegen (Prince, Marillion, Kelly Family, Natalie Merchant, Pete Droge) – und die herkömmlichen Plattenfirmen "werden Dienstleister und Vertriebskanäle für Bands", zitiert der Autor Mark Kelly von Marillion. Das klingt vernünftig und gut: Alle Macht den Künstlern und die Deppenarbeiten denen, die sie verdienen. Für's Päckchen packen und die rechtzeitige Lieferung zur Post sollte die Kreativität der Major Labels reichen. Und wenn Mark Kelly recht hat, müssen wir uns um die kleinen Labels auch keine Sorgen machen: "Qualitätsanbieter wie Blue Note werden überleben".
Eine schöne Woche! [ms]


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