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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #324 vom 16.12.2002
Rubrik Feature, Artikelreihe Bert Masius: 2002 - Wer kam durch?

Manfred Horak: Musik im Jahr 2002

Was Live-Konzerte betrifft, war es kein überragendes Jahr, trotz der exquisiten Lambchop- bzw. Kurt Wagner Trio-Auftritte. Sensationell was Wagner & Co darboten. Erinnernswürdige Live-Konzerte absolvierte auch Nguyen Le, der mit seinem Hendrix-Tribute, aber auch mit der vietnamesischen Sängerin Huong Thanh schöne Live-Momente bescherte und sowohl in Wien als auch beim Elmauischen Jazztival das Publikum begeisterte. Der Lohn: minutenlange Standing Ovations. Und (natürlich, muss man eigentlich hinzufügen) Van Morrison bei seinem sommerlich-verregneten Auftritt in Wiesen. Der Ire war bestens gelaunt, dementsprechend groß seine Kunst an diesem Abend. Zu erwähnen sind auch noch zwei weitere Konzerte, die beide in Wien über die Bühne gingen, und zwar im Rahmen des Akkordeonfestivals. Das polnische Motion Trio lieferte einen fulminanten Auftritt und zeigte, was auf einem Akkordeon (ohne technische Hilfsmittel!) tatsächlich möglich ist. Kosmisch gut ihre akkordeonistischen Sternreisen, erschreckend echt ihre tschetschenischen Kriegseindrücke; Akkordeonlautmalereien – Flugzeuggedröhn, rollende Panzer, marschierende Soldaten. Ganz anders hingegen der brasilianische Wunderakkordeonist Renato Borghetti, dessen Musik zum Weinen schön ist. Brasilianer sind eben wirklich bessere Musiker als Fußballer.
Kehren wir also zur Konservenkost. Die Sache war von Anfang an klar, Lambchop veröffentlichten mit "Is A Woman" recht zeitig das Album des Jahres ab – oder doch nicht? Nein, (natürlich, muss man eigentlich hinzufügen) Van Morrison mit "Down The Road", und wäre nicht Michelle Shocked mit ihrem Doppel-Longplay "Deep Natural" dahergekommen, wär's eine Sache zwischen den Beiden. Aber so kam dann auch noch Joe Zawinul mit seiner musikalischen Weltreise dazu, und von Johnny "hey Joe, nicht nur du bist 70, Alter, ich auch!" Cash ganz zu schweigen. Wie's kommt, kommt's halt, und so wurde Bob Dylan mit der kürzlich erstmals veröffentlichten Rolling Thunder Revue aus dem Jahr 1975 noch rechtzeitig Thronbesteiger. Eine bessere (Live-)Musik nämlich kenne ich bis heute nicht.

Top Ten 2002:

  • Bob Dylan "The Bootleg Series Vol. 5: Live 1975 - The Rolling Thunder Revue"
  • Lambchop "Is A Woman"
  • Michelle Shocked "Deep Natural"
  • Joe Zawinul "Faces & Places"
  • Van Morrison "Down The Road"
  • Johnny Cash "The Man Comes Around"
  • Raya O. Coal "Cut All The Strings"
  • Sinead O'Connor "Sean-Nós Nua"
  • Lunascape "Reflecting Seyelence"
  • Nguyen Le "Purple"

Songs:
  • Bob Dylan "Isis"
  • Johnny Cash "The Man Comes Around"
  • Raya O. Coal "Faina"
  • Pina "Cold Storm" (aus "Quick Look")
  • Attwenger "Mei Bua" (aus "Sun")
[mh]


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