Ausgabe #207 vom 31.07.2000
Rubrik Neu erschienen
Telek "Serious Tam"
Folk-Pop aus Papua-Neuguinea, eine Spur zuviel Ethno-Schwurbel
(CD; Realworld)
Langsam aber sicher gehen der Welt die Ecken und Enden aus. Kaum ein Landstrich, der nicht schon touristisch oder ökonomisch erschlossen ist, kaum eine Musikform, die noch nicht entdeckt, nach westlichen Maßstäben domestiziert und ansprechend verpackt unter's Konsumvolk gebracht worden wäre. Mit George Telek erscheint nun ein Musiker aus Papua Neuguinea auf der Bildfläche, einem Fleck der Erde, der im Bewusstsein der Weltmusik-Gemeinde bisher eine eher untergeordnete Rolle innehatte. Wer den Silberling des Sängers, Gitarristen und Komponisten erwartungsvoll in den Spieler legt, wird trotzdem nicht allzu überrascht, denn schließlich ist dies eine Real World-Produktion und in letzter Zeit ist man dort verstärkt bemüht, der Philosophie des Label-Chefs Peter Gabriel zu entsprechen und Technik und Tradition in trauter Harmonie zu vereinen. Siehe Millenium-Dome. Deswegen verwundert es auch nicht, dass Teleks extrem harmonische, von Grund auf eher akustische Musik, fast permanent von sphärischen Brian Eno-Sounds und gesampelten Tropen-Geräuschen umspült wird, ständig irgendein geloopter Beat mittackert, und dass bei jeder sich bietenden Gelegenheit Hall eingeschaltet wird. Warum auch nicht, schließlich hat das bei anderen Real World-Künstlern wie Nusrat Fateh Ali Khan oder Geoffrey Oryema auch schon ganz wunderbar geklappt. Doch seltsamerweise wirken die rein akustischen, fast schon naiv anmutenden Songs auf "Serious Tam" wesentlich überzeugender als die studiotechnisch aufgemotzten Tracks. Ein etwas unausgegorenes Album also, mit einer Spur zuviel Ethno-Schwurbel und einer Spur zuwenig Substanz. [pg: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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