#159 vom 25.07.1999
Rubrik Neu erschienen
Uri Caine Orchestra "The Sideways Of New York"
Tin Pan Alley Jazz – ein Hörfilm
(CD; Winter & Winter)
New York, oder genauer Manhattan, Anfang unseres Jahrhunderts. Keine Polizeisirenen, kein sekündliches Autohupen, keine Lichtreklamen, tja und außer dem Flat Iron Building tatsächlich noch nicht mal richtige Wolkenkratzer – dafür aber mit der Tin Pan Alley, dem berühmtesten "Fließbandsongschreiberviertel" der Welt. An jeder Ecke zwischen der 28th St. und der Radio City Music Hall wird gesungen, gepfiffen, geklimpert und getextet: Scott Joplin und seine Ragtimes im Zenith, Irving Berlin noch als "kleiner" Angestellter, aber schon mit einem unglaublichen Gespür für Melodien, Jerome Kern noch zehn Jahre vor seinem "Showboat"-Erfolg. Es herrscht Goldgräberstimmung, New York tut, was es immer tat und immer tun wird: Es pulsiert, brodelt, macht. Genau diese Stimmung fängt der Jazzer Uri Caine mit seinem Orchester (u.a. mit Dave Douglas) perfekt ein. Songs von 1892 - 1915 auf Instrumenten dieser Zeit, irische Einflüsse neben jiddischem Akzent, Uramerikanisches und russische Anleihen, eben das ganze, wunderbare, chaotische Durcheinander. "The Sideways Of New York" ist keine Platte für nebenbei. Diese Entführung zur Tin Pan Alley ist eben ein Hörfilm: Augen zu und fast 80 Minuten genießen. Viel schöner als Fernsehen!
PS: Wie immer bei Winter & Winter steht die liebevolle Aufmachung und die herausragende Bildauswahl weit über dem üblichen Niveau. [pb: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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