#141 vom 14.03.1999
Rubrik Neu erschienen
Blur "13"
Independent
(CD, 2LP; EMI)
Allein schon der Gospel-Opener "Tender" wird jeden gestandenen Britpop-Fuzzi schocken. Aber Britpop wurde ja hinlänglich für tot erklärt, also sollte auch keiner mehr ein Problem damit haben, oder? Blur leben also immer noch und melden sich mit einem verhältnismäßig schrägen und experimentellen Album zurück. Der frühere Produzent Stephen Street wurde in die Wüste geschickt, dafür holte man den hochgeschätzten William Orbit (Strange Cargo) ins Studio, den Vater des Ambient-Listenings, der sich spätestens mit der Produktion von Madonnas "Ray Of Light" einen Namen gemacht hat. In der Praxis heißt das, daß einige der Songs mit fetten Dub-Strukturen überraschen, wie z.B. "Battle" oder "1992". Mich persönlich freut dieser neue, auflockernde Einfluß, mit dem sich Blur deutlich von der klassischen britischen Pop-Tradition lösen. Das heißt aber noch lange nicht, daß keine Gitarren mehr zu hören sind. Verzerrte Fuzz-Gitarren ("Bugman"), poppige Ohrenschmeichler ("Coffee & TV") und schneller Punk-Rock ("B.L.U.R.E.M.I") machen das Album zu einem abwechslungsreichen und nie langweiligen Stück neuerer britischer Musikgeschichte.
Fazit: Bayern 3-Britpopper wird "13" verschrecken; es sind wenige supereingängige Stücke darauf enthalten, aber dafür eine Vielzahl von Perlen, die nach dem zweiten oder dritten Mal Anhören umso nachhaltiger glänzen. [royal tl/mmh: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#152: Catatonia "Equally Cursed And Blessed"> [gw:Â @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a103369