#93 vom 15.02.1998
Rubrik Feature, Artikelreihe Red's Independent Breakfast
Club Off Chaos "565 f.s."
(MS, MCD)
Legende? Veteranenband zum 2ten? Der Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit tritt zu einem taktisch klugen Zeitpunkt wieder an die Öffentlichkeit. Club Off Chaos ist prinzipiell ein ELEKTRONISCHES PROJEKT, das sich aber in ALLE RICHTUNGEN orientiert und deren SOUNDS nahezu komplett ANALOG erzeugt bzw. aufgenommen wurden. Das sind eine Menge Hipness-Faktoren, die da auf einen zuschießen. Natürlich adult-orientated! Auf einen Beat, der mal mehr mal weniger existent ist, bauen sich analoge Synthie-Sounds auf und wabern und dröhnen und... klingen einfach sehr schön. Darf ich sagen, die codeine Variante von Mouse On Mars? Der Vergleich drängt sich irgendwie auf, auch wenn die Sounds eher nach Harvest klingen. Das macht wahrscheinlich das ähnliche Umfeld aus (die Maxi ist auf HIS MASTERS VOICE erschienen - bedeutungsvoll?!). Die selten eingeführten Melodieansätze, die sich aus den Sounds herausschälen, erfreuen mein Herz, steigern den Wiedererkennungswert und öffnen dem eher düsteren Proberaum ein helles Fenster. Leider passiert das nur selten. Der Grundtenor basiert weitestgehend auf industriellem Ambient, allerdings könnte der Beatmacher ab und zu etwas mehr Pepp reinbringen oder den Song zu etwas hinsteigern. Ich befürchte auf Albumlänge hängt dieses Konzept etwas zu sehr. Zu meinem Entsetzen höre ich in manchen Momenten Percussiongetrommel, das mich sofort an Lagerfeuer-Jam-Sessions erinnert. Hoffentlich passiert das auf dem kommenden Album nicht zu oft. Kryptische Songtitel gibt's auch zuhauf, wobei mir da wieder die von Mouse On Mars mit ihrem höheren Kalauerwert besser gefallen (warum nicht einfach mal ganz weglassen?!). Das heißt, ich bleibe nach dem Anhören dieser Maxi in einer skeptischen Wartestellung. [red]
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